Keine Mauer-Nostalgie zum 60. Jahrestag des Baus der Berliner Mauer!

Aktion am 13. August 2021 an der Schildower Straße. Bild: Initiative Offene Nachbarschaft

Niemand will die Berliner Mauer zurück! Und doch gab es auch auf West-Berliner Seite „Nutznießer“
des Mauerbaus. Viele Verbindungsstraßen wurden durch die Mauer blockiert. Das führte zu einer
gewaltsamen und drastischen „Verkehrsberuhigung“ an der innerdeutschen Grenze, zu Sackgassen,
die für einige im Schatten der Berliner Mauer nach einer gewissen Zeit auch ihre angenehmen Seiten
hatten. Lübars lag in einer Sackgasse, die B 96 war eine Sackgasse, viele Frohnauer Straßen endeten
an der Mauer und damit in einer Sackgasse. Die Verkehrsbelastung ging in diesen Sackgassen gegen
Null – Nach dem Fall der Mauer wurde plötzlich alles wieder anders. Die vorher blockierten
Verbindungsstraßen wurden wieder geöffnet. Der Durchgangsverkehr erwachte aus dem
Dornröschenschlaf und wurde durch das Wachstum Berlins an den Stadträndern nicht weniger. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass eine Bürgerinitiative aus der Schildower Straße in Berlin-
Hermsdorf schon seit über 25 Jahre, seit der Mitte der 90er Jahre, mit wechselnden und oft fadenscheinigen Begründungen für ihre nach Glienicke und Schildow führende Verbindungsstraße
wieder eine Sackgassen-Situation herstellen möchte. Das ist der aber falsche Weg. Man kann das Rad
der Geschichte nicht zurückdrehen.

Die „Initiative Offene Nachbarschaft“ begrüßt anlässlich des 60. Jahrestages des Mauerbaus die
Betonung der Zusammenarbeit zwischen Berlin und Brandenburg durch Michael Müller (Regierender
Bürgermeister von Berlin) und Dietmar Woidke (Ministerpräsident des Landes Brandenburg) in einer
gemeinsamen Erklärung: „Es bleibt noch viel zu tun, um die Teilung wirklich zu überwinden.“ „Berlin
und Brandenburg als deutsche Hauptstadtregion sind heute so eng wie noch nie miteinander
verwoben, wir profitieren voneinander und wir brauchen einander.“ Wir brauchen einander
insbesondere bei der gemeinsamen Verkehrsplanung, für die abgestimmte Gestaltung der Mobilität
der Zukunft. Grundfalsch und rückwärtsgewandt sind in diesem Zusammenhang Forderungen nach
einseitigen und unabgesprochenen Straßensperrungen zwischen Berlin und Brandenburg. „Was wir
am dringendsten brauchen, sind nicht neue Mauern in den Köpfen, sondern Mut und Zuversicht“ für
die zukunftsorientierte gemeinsame Gestaltung der Hauptstadtregion.

Dr. Helmut Bodensiek
Initiative Offene Nachbarschaft

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