Im Rahmen der „Initiative Draussenstadt“ präsentieren der Berliner Künstler Raul Walch und das Studio Ukraine künstlerische Flaggen. Unter dem Motto „Nothing to Hoist – Nichts zu Hissen“ wehen vom 1. Oktober bis 1. November 2022 die Fahnen vor dem ehemaligen Flughafen Tegel, dem zentralen Ankunftszentrum für alle aus der Ukraine Geflüchteten.
Dieses partizipative und textile Kunstprojekt wurde vom Museum Reinickendorf und dem Künstlerhof Frohnau initiiert in diesem Sommer in einem Workshop auf dem Künstlerhof Frohnau erarbeitet. Der international renommierte Künstler Raul Walch kooperierte dabei mit dem Studio Ukraine, einem Zusammenschluss kürzlich aus der Ukraine geflüchteter Künstler*innen, die sich seit mehreren Monaten regelmäßig zunächst im Haus der Statistik und jetzt im Hotel Continental (Art Space in Exile) zu gemeinsamen Diskussionen und künstlerischer Produktion treffen.
Weitere Beteiligte des Projektes sind aus der Ukraine Geflüchtete, die aus sog. Drittstaaten stammen und deren Aufenthaltsstatus und Lebensumstände in Deutschland nach wie vor äußerst prekär sind. Einige von ihnen haben seit März 2022 auf dem Künstlerhof Frohnau ein temporäres Zuhause gefunden, vermittelt über die Organisationen Tubman Network und EOTO, die sich engagiert um Geflüchtete ohne ukrainischen Pass kümmern.
„Nothing to Hoist – Nichts zu Hissen“ zeigt alternative Formen der Teilhabe und Sichtbarkeit im öffentlichen Raum auf und präsentiert textile Kunstobjekte an Flaggenmasten, die sich dem Konzept eindeutiger nationalstaatlicher Repräsentation entziehen und Solidarität mit Geflüchteten jeglicher Herkunft einfordern.
Erste Fahnenhissungen fanden Anfang September im Museum Reinickendorf und auf dem Künstlerhof Frohnau statt, wo seither insgesamt vier Flaggen wehen.
Raul Walch, geboren 1980, überschreitet in seiner künstlerischen Praxis die Grenzen gängiger Kunst-Genres. Er arbeitet als Bildhauer und Konzeptkünstler, schlüpft in seinen Arbeiten aber ebenso selbstverständlich in die Rolle des Performers oder Forschers. Im Mittelpunkt steht immer eine unkonventionelle, künstlerische Auseinandersetzung mit gesellschaftlicher Realität und nicht selten werden die Beobachter selbst zum Teil einer Performance. Die spielerischen Arbeiten und Aktionen von Walch beschränken sich also nicht auf forschende Neugier oder teilnehmendes Beobachten, sondern sind oft ephemere und vor allem ortsspezifische Interventionen, die an den unterschiedlichsten Orten der Welt auf ihr Umfeld eingehen: Ob Berliner Ausstellungseröfnung, der Transport von Skulpturen durch Addis Abeba oder das Hissen einer Flagge im Niemandsland rund um den Reaktor Fukushima Daichii, Kontext und Tagespolitik liefern das Rohmaterial fü die sozialen Plastiken Walchs. Mehr info: www.raulwalch.net.
Künstlerhof Frohnau