Trotz schönstem Badewetter demonstrierten am Freitag, 11.6.2021 etwa 100 Radfahrer*innen für die Einrichtung von Pop-Up-Radwegen auch in Reinickendorf und zeigten dabei, wie einfach diese auf die Straße zu bringen sind.
Der erste Zwischenstopp des von der Polizei begleiteten Demonstrationszuges war an der Ecke Oranienburger Straße/Tessenowstraße. In diesem Straßenabschnitt entspricht der Radweg nicht den aktuellen Vorschriften: Er ist zu viel zu eng und holprig. Außerdem kann es auf Grund der baulichen Anlage und der fehlenden Abgrenzung zum fließenden Verkehr zu gefährlichen Konflikten zwischen Bussen, Pkws sowie Lkws auf der einen und Radfahrer*innen sowie Fußgänger*innen auf der anderen Seite kommen. Die Straße wäre breit genug, einen Radstreifen anzuordnen. Jedoch lehnt das Reinickendorfer Bezirksamt Pop-Up-Radwege zur Verbesserung der Sicherheit für ungeschützte Verkehrsteilnehmende ab.
Auf der Ollenhauer Straße/Kienhorststraße zeigten die Teilnehmer*innen der Fahrrad-Demo vor der Staatlichen Münze, wie schnell sich eine sichere Fahrradinfrastruktur herstellen lässt: Unter dem großen Hurra der mitradelnden Kinder wurde flink und fröhlich ein bunter Fahrradteppich auf die Fahrbahn gemalt. Menschliche Poller in entsprechenden Anzügen markierten den neu entstandenen Radweg, der sogleich ausprobiert wurde. Gerade auf diesem Abschnitt ist ein Pop Up Radweg besonders sinnvoll, denn es gibt auf der 6-spurigen Straße keine bzw. nur eine veraltete Infrastruktur für Radfahrende. Der Senat hat zwar kürzlich angeboten, auf dieser Strecke einen Pop-Up-Radweg einzurichten, jedoch möchte das Bezirksamt auf der bekannten Linie bleiben und hat das Senatsangebot abgelehnt.
Weiter ging es über den Kurt-Schumacher-Platz und die Scharnweberstraße in die Berliner Straße in Tegel, wo die Demo-Teilnehmer*innen ebenfalls zeigen konnten, wie schnell sich ein Pop-Up-Radweg einrichten lässt: Poller-Anzüge an, Plastik Poller zusammengebaut, ein paar schöne Kreidezeichnungen auf den Asphalt gemalt und fertig war der Pop-Up Radweg in der Berliner Straße vor dem Edeka Supermarkt. Leider war dieser nur von kurzer Dauer, denn auch hier lehnt der Bezirk die Einrichtung einer sicheren Radinfrastruktur, wie sie beispielsweise auf der Kantstraße in Charlottenburg zu sehen ist, ab.
Ein weiterer Zwischenstopp wurde auf dem Waidmannsluster Damm Höhe Hochjagdstraße eingelegt. Dort forderte Frau Gemeinhardt von der Bürgerinitiative Waidmannslust für den Abschnitt Dianastraße bis Oraniendamm ganztägig Tempo
30 auf dem Waidmannsluster Damm und den Wegfall von Parkplätzen zugunsten von sicheren Radverkehrsanlagen. Dieser Bereich der viel befahrenen Ost-West Verbindung gehört laut Tagesspiegel-Radmesser zu den gefährlichsten Stellen im Bezirk, da der vorgeschriebene Abstand beim Überholen von Radfahrer*innen oft unterschritten wird.
Seit Jahrzehnten liegt die Fahrradinfrastruktur an vielen Orten in Reinickendorf brach. Wir werden bei unseren nächsten Demonstrationen und Aktionen weiter darauf hinweisen, dass durch die Blockadehaltung des Bezirksamts die Gesundheit und das Leben der Radfahrer*innen und auch der Fußgänger*innen Tag für Tag gefährdet wird.
Um auf den viel zu langsamen Ausbau einer sicheren Radinfrastruktur in Berlin hinzuweisen, fanden am selben Tag auch in anderen Bezirken ähnliche Fahrraddemonstrationen statt (https://changing-cities.org/die-unertraegliche-langsamkeit-des senats/)
Mathias Adelhoefer
mathias.adelhoefer@changing-cities.org , www.rad-reinickendorf.de