Fern- statt Präsenzunterricht — das stellt Schulen in der Corona-Pandemie vor eine große Herausforderung: Wie kümmern sie sich am besten um ihre zu Hause sitzenden Kinder? Und wie vermitteln sie den Schüler*innen beim Distanzlernen am besten den Unterrichtsstoff? Die Gemeinschaftsschule Campus Hannah Höch ist da gut aufgestellt. Auch weil sie ihr digitales Angebot in Eigeninitiative stark ausgebaut hat.
Die dafür wohl wichtigste Neuerung an Reinickendorfs einziger staatlicher Gemeinschaftsschule ist die sukzessive Einführung der HPI Schul-Cloud. Die digitale Lernplattform steht allen Schulen offen. Über sie können Lehrkräfte und Schüler*innen Dateien sowie Dokumente austauschen, Aufgaben und Projekte auch gemeinsam bearbeiten als auch per Videokonferenz miteinander kommunizieren.
Damit die Schüler*innen des Campus Hannah Höch das digitale Klassenzimmer betreten können, erhalten sie schuleigene E-Mail-Adressen — in der Sekundarstufe ist die vollständige Verteilung der Adressen bereits erfolgt — sowie bei Bedarf mobile Endgeräte. Auch hier handelt die Schulleitung des Campus schnell und kreativ: Da die im Rahmen des Digitalpakts bestellte Zahl an neuen iPads zunächst ohne Tastaturhüllen eintrafen, kaufte die Schülerfirma „Bistro“ des Campus kurzerhand welche auf eigene Kosten hinzu und verteilte diese an Schüler*innen ohne geeignetes Arbeitsgerät, damit diese zu Hause sofort einsatzbereit waren.
Als hilfreich für die Pädagog*innen und Schüler*innen erweist sich dabei, dass der Campus Hannah Höch schon vor der Phase des schulisch angeleiteten Lernens zu Hause (salzH) gut mit digitaler Technik ausgestattet war. In fast allen Häusern gibt es WLAN, der Computerraum wurde komplett mit neuen Geräten ausgestattet, die Lehrkräfte können im Unterricht Smart-Displays einsetzen, und die Schüler*innen nutzen Lernapps wie Anton oder Duolingo auf den schuleigenen Tablets und Notebooks.
Mehrmals in der Woche gehen die Lehrkräfte jetzt mit ihren Lerngruppen die aktuellen Aufgaben für das schulisch angeleitete Lernen zu Hause durch oder machen Online-Unterricht. Auch Erzieher*innen und Schulsozialarbeiter*innen des Campus halten per Telefon oder (Video-) Chat engen Kontakt mit den Kindern. Schulkonferenzen, Teambesprechungen oder die Bilanz- und Zielgespräche mit Schüler*innen und deren Eltern erfolgen ebenfalls als Telefon- oder Videokonferenz. Wenn es geboten erscheint, machen Mitarbeiter*innen des Campus Hannah Höch aber auch Hausbesuche bei den Kindern oder arrangieren individuelle Elterngespräche in der Schule.
„Es kommt uns zu Gute, dass wir uns frühzeitig auf Phasen des schulisch angeleiteten Lernens zu Hause vorbereitet haben“, freut sich Schulleiterin Viola Ristow. „Aber wichtig ist, dass wir trotz aller Digitalisierung das Analoge nicht aus dem Blick verloren haben. Nur durch eine gute Mischung kann unsere Gemeinschaftsschule mit ihrem reformpädagogischen Ansatz das sehr individualisierte Lernen weiter ermöglichen.“
In den Eingangsbereichen des Campus finden Schüler*innen deshalb auch auf Papier ausgedruckte Wochenpläne sowie künftig eine mobile Bücherei und eine Tauschbörse für Spiele, Bücher oder andere Dinge. Und in der Klassenstufe 10 gibt es zur Unterstützung für den Schulabschluss Präsenzunterricht in Kleingruppen.
Björn Brodersen, Campus Hannah Höch