„Erschütternde Bilder und traurige Lebensgeschichten“ – das ist das, was Oliver Stemmann, leitender Mitarbeiter der Alloheim Unternehmensgruppe, immer dann erlebt, wenn er sich ehrenamtlich hinter das Steuer des Berliner Kältebusses setzt. „Bei Minusgraden keine Bleibe zu haben, zu hoffen, irgendwo ein halbwegs warmes Plätzchen für die Nacht zu finden: Wer von uns kann und will sich so etwas für sich selbst vorstellen?“, fragt er. Und er stellt fest: „Immer mehr alte Menschen finden sich auch in Berlin in der Obdachlosigkeit wieder!“
Seit über 25 Jahren gibt es den Berliner Kältebus, der notleidenden Menschen ohne Obdach Wärme und Zuwendung in der kalten Jahreszeit bringt. Seit zehn Jahren fährt Oliver Stemmann regelmäßig selbst damit ab 21 Uhr bis tief in die Nacht durch Berlin. Die Initiative der Berliner Stadtmission stellt Bedürftigen vernetzte Hilfsangebote zur Verfügung, um Obdachlosen Schutz vor den akuten Gefahren der Kälte zu bieten. Gleichzeitig zeigt die Einrichtung den Betroffenen aber auch Perspektiven und Wege aus der Wohnungslosigkeit auf. Seit neun Jahren unterstützen die Berliner Alloheim Senioren-Residenzen das auch von vielen Ehrenamtlichen betriebene Projekt. Auch in diesem Jahr stand für die Einrichtungen fest, den Kältebus erneut mit einer Spende von 5.000 Euro zu unterstützen. Mittlerweile kamen so durch die Alloheim Senioren-Residenzen über die Jahre über 44.000 Euro für das Projekt zusammen.
Rainer Hohmann und Thomas Kupczik, die geschäftsführend dem Unternehmen vorstehen, sind seit Jahren von dem Berliner Kältebus-Projekt begeistert. Betroffen macht sie, wenn Oliver Stemmann berichtet, dass immer mehr Senioren in der Obdachlosigkeit landen. „Seit zwei, drei Jahren beobachte ich, dass mehr und mehr ältere Menschen wohnungs- oder obdachlos werden“, sagt Stemmann. „Ich erinnere mich sehr gut an einen 80-jährigen, der auf der Straße leben musste. Da fragt man sich schon: Wie kann es in einem Land wie Deutschland, in einer Stadt wie Berlin überhaupt so weit kommen?“
Aus Gesprächen mit Betroffenen weiß er: Obdachlosigkeit kann jeden treffen. Meist kommen gleich mehrere Schicksalsschläge wie Arbeitsplatzverlust, Tod oder Verlust des Partners, finanzielle Schwierigkeiten und kein unterstützendes Umfeld zusammen. „Wenn die Miete über das Maß der finanziellen Möglichkeiten steigt oder der Wohnraum wegen Eigenbedarfs gekündigt wird, kann es ganz schnell gehen“, bilanziert er, „ohne Unterstützung bleiben ältere Menschen mit diesen Herausforderungen dann allein, wissen sich nicht zu helfen und landen auf der Straße.“
Hilfe geben, unterstützen, Mut vermitteln. Das ist es, was die Kältebus-Mitarbeiter anstreben. Sie bieten heiße Getränke, Decken und Schlafsäcke an. Auf Wunsch werden die Obdachlosen auch zu einem sicheren Übernachtungsplatz gebracht. „Die meisten von uns leben in dem Luxus, in einer kalten Winternacht einfach die Heizung aufzudrehen“, sagt Oliver Stemmann, „doch für Menschen ohne schützendes Zuhause und warme Kleidung bedeuten niedrige Temperaturen im Extremfall Lebensgefahr. Dann geht es jede Nacht um das blanke Überleben.“
Oliver Stemmann unterstreicht, dass die Alloheim-Einrichtungen neben den ehrenamtlichen Tätigkeiten auch bei eigenen Veranstaltungen das Kältebus-Projekt fest im Blick haben. So wurden Spendenboxen aufgestellt, eifrig Kleidung oder auch orthopädische Hilfsmittel von den Bewohnern gesammelt, um damit bedürftige Senioren zu unterstützen. „Aufeinander schauen und sich gegenseitig helfen, das ist unser gemeinsames Ziel“, stellt Oliver Stemmann fest, der neben der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung, einsam werdenden älteren Menschen gegenüber achtsam zu sein und sie zu unterstützen auch die Politik in der Verantwortung sieht. „Sie sollte alle Voraussetzungen dafür schaffen, dass Wohnungs- oder Obdachlosigkeit im Alter gar nicht erst eintritt“, sagt er, „dafür kann die Politik gesetzlichen Regelungen verabschieden und so klare Hilfestrukturen schaffen.“
Nicole Behnke
Alloheim Senioren-Residenz „Märkisches Viertel“