Stauf´s Kolumne November 2016

Liebe Leser, kaum ein Thema berührt uns mehr als das „liebe Geld“. Und wie sehr es doch im Bewusstsein von uns allen verankert ist, zeigen etliche Sprichwörter.  “Wo das Geld spricht, schweigt die Wahrheit * Geld ist scheu wie ein Reh * Geld macht nicht glücklich, aber es beruhigt * Geld regiert die Welt * Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert * Das letzte Hemd hat keine Taschen * Geld verdirbt den Charakter * Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegfeuer springt * … und so weiter, und so weiter.  Aber aus der ganzen Reihe von solchen Sprichwörtern, die uns im täglichen Leben irgendwann mal begegnen, ragt nach meinem Empfinden eines heraus: „Bei Geld hört die Freundschaft auf!“  Wir alle wissen ganz genau, was es bedeutet und sind keine Sekunde darüber im Zweifel. Aber ist es auch richtig? Müsste es nicht genau umgekehrt heißen, dass gerade bei Geld die Freundschaft anfängt?  Was ist das für eine Art von Freundschaft, wenn man in einem unausgesprochenen Konsens das Thema Geld ausklammert, weil man ja nach einer weiteren sprichwörtlichen Vorgabe Geld zu haben hat und man darüber nicht spricht, obwohl man weiß, dass dem anderen finanziell das Wasser bis zum Hals steht … ? Ist es nicht schon ziemlich armselig, wie wir uns da im wahrsten Sinne des Wortes verhalten, und uns von überhaupt niemand reinreden lassen und uns bildlich oder tatsächlich umdrehen, wenn wir das Portemonnaie öffnen? Aber ganz im Gegensatz dazu gibt es Situationen, wo Appelle an unsere Mitmenschlichkeit große Wirkung hervorrufen. So sind wir Deutsche nach Katastrophen Spendenweltmeister, wenn wieder einmal die Natur gezeigt hat, dass sie das Heft des Handelns in der Hand hält und nicht wir kleinen Menschen. Wer hätte das von uns gedacht? Und auch im Zusammenhang mit dieser Freigiebigkeit gibt es ein Sprichwort: „Tue Gutes und rede darüber!“  – Aber sollte man nicht besser darüber schweigen, wenn man etwas Gutes getan hat? Herzlichst IHR Ulrich Stauf

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://die-dorfzeitung.de/staufs-kolumne-november-2016/