Am 27. Januar stellten Innensenator Andreas Geisel und Polizeipräsidentin Dr. Barbara Slowik die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für 2018 vor. Insgesamt 511.677 Straftaten wurden 2018 in Berlin begangen davon 29.263 im Bezirk Reinickendorf. Damit liegt Reinickendorf im Mittelfeld auf Platz 6 im Bezirks-Vergleich. Während berlinweit die Zahl der Straftaten zum Vorjahr um 1,8% zurückging, sank sie in Reinickendorf um 2,6% auf 30.039 Straftaten.
Starke Unterschiede gibt es hinsichtlich der Kriminalität in den verschiedenen Reinickendorfer Ortsteilen. Einen Vergleich der Ortsteile mit unterschiedlichen Einwohnerzahlen ermöglicht die so genannten Häufigkeitszahl (HZ). Dabei handelt es sich um den Kriminalitätsquotienten, der die Zahl der registrierten Straftaten jeweils auf 100.000 Einwohner bezieht.
Die höchste Kriminalitätsrate im Bezirk weist laut Statistik die „Region West 1 – Tegel-Süd/Flughafensee“ auf. Hier wurden im vergangenen Jahr 5.197 Straftaten erfasst. Damit ist die Region nach der HZ der fünftgefährlichste Ort in Berlin, nur knapp hinter dem Alexanderplatz. Diese Zahlen müssen jedoch differenziert betrachtet werden, erklärt der Reinickendorfer Bezirksverordnete Felix Schönebeck: „Seit 2017 werden alle Straftaten, die in der JVA Tegel oder auf dem Flughafen TXL begangen werden, in die ‚Region West 1‘ eingerechnet. Dadurch hat sich die Zahl verdoppelt, ohne dass die Kriminalität tatsächlich gestiegen ist. So schlimm, wie es die Zahl vermuten lässt, ist die Realität glücklicherweise nicht.“
Eine erhöhte Kriminalität weisen jedoch die Regionen „Tegel/Tegeler Forst“ (Straftaten: 2.045, HZ: 18.361), „Alt-Reinickendorf“ (Straftaten: 3.408, HZ: 12.581) und „Auguste-Viktoria-Allee“ (Straftaten: 3.429, HZ: 12.435) auf. Am sichersten ist es hingegen in den Regionen „Heiligensee/Konradshöhe“ (Straftaten: 970, HZ: 4.047), „Frohnau/Hermsdorf“ (Straftaten: 2079, HZ: 6.225) und „Borsigwalde/Freie Scholle“ (Straftaten: 1.135 Straftaten, HZ: 6.913).
Unterschiedliche Entwicklungen gibt es auch hinsichtlich der Deliktsarten. So ist beispielsweise die Zahl der Wohnraumeinbrüche um 7,4% auf 673 zurückgegangen, wobei Frohnau, Hermsdorf, Konradshöhe und Heiligensee noch immer am häufigsten zum Tatort werden. Allein in Frohnau wurde 160 mal eingebrochen. „Auch wenn die Einbruchszahlen insgesamt zurückgehen, sind zwei Einbrüche pro Tag im Bezirk noch immer zu viel. Gerade in den Außenortsteilen ist die Polizeipräsenz durch die weggefallenen Abschnitte zu niedrig. Die Anfahrtswege sind schlicht zu lang. Bis der Funkwagen vom Kutschi in Tegelort oder von der Residenzstraße in Frohnau ankommt, sind die Einbrecher über alle Berge“, moniert Schönebeck, der im zuständigen Ausschuss des Rathauses Reinickendorf sitzt.
Einen starken Zuwachs gab es bei den KFZ-Diebstählen. Lag die Zahl 2017 noch bei 305 Fällen, so stieg sie 2018 um 22% auf 374. Laut Schönebeck liegt dies vor allem daran, dass die Täter durch die Randlage Reinickendorfs schnell mit den gestohlenen Fahrzeugen ins Umland und über die Autobahn flüchten können.
Bei den Körperverletzungsdelikten lässt sich ein leichter Rückgang um 2,3% auf 2.878 Fälle feststellen. Die Raubdelikte blieben mit 238 Fällen auf dem selben Niveau wie 2017.
Schönebeck sieht jedenfalls Handlungsbedarf: „Es ist schön, wenn der Innensenator zwei Jahre hintereinander damit wirbt, dass Berlin wieder ein Stück sicherer geworden sei. Die reinen Zahlen geben es her. Wenn ich jedoch mit den Reinickendorfern spreche, hat sich das subjektive Sicherheitsempfinden eher verschlechtert. Dafür gibt es nur eine Lösung: hier muss mehr Polizei auf die Straße“. Er und seine Fraktion fordern neben einer personellen Aufstockung die Errichtung von Außenstellen bzw. Nebenwachen in Reinickendorf, um die Polizeipräsenz zu stärken, die Sicherheit der Bürger zu erhöhen und die Entfernung zu den Einsatzorten zu verkürzen.