U6 ist unzuverlässigste U-Bahnlinie
Reinickendorf ist noch immer stark von Ausfällen und Verspätungen bei der BVG betroffen. Die Zahlen der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz für 2018 zeigen, dass mehr als jeder zehnte Bus in Reinickendorf nicht pünktlich ist. Die U-Bahnlinie 6 führte die Unpünktlichkeits-Tabelle bei der U-Bahn als unzuverlässigste Linie Berlins an.
„Das sind alarmierende Fakten. Gerade für die Menschen in den Reinickendorfer Außenbereichen, wo es keine anderen öffentlichen Verkehrsmittel gibt, ist das eine Zumutung“, ärgert sich der Bezirksverordnete Felix Schönebeck. Dabei gilt eine Fahrt nach Definition der BVG sogar schon dann als pünktlich erbracht, wenn zwischen 90 Sekunden vor und 210 Sekunden nach Soll-Abfahrtszeit eine tatsächliche Abfahrt stattfindet. Unpünktlich ist eine Fahrt nur ab 211 Sekunden Verspätung und bis zur nächsten planmäßigen Soll-Fahrt. Heißt: Ausfälle werden nicht in die Unpünktlichkeitsstatistik hineingerechnet. „Damit ist die Zahl der Busse und U-Bahnen, die aus Fahrgastsicht nicht oder nicht pünktlich kommen, natürlich deutlich höher als es uns diese Zahlen weismachen wollen“, so Schönebeck weiter.
Mindestens jeder zehnte Bus kommt in Reinickendorf zu spät
Im Schnitt sind 11,3% der Fahrten von BVG-Bussen in Reinickendorf unpünktlich. Am unpünktlichsten sind die Bus-Linien 120 (22,3%), X33 (18,4%) und 327 (16,3%). Zu den zuverlässigsten Linien gehören nach Angaben der BVG die Busse 324 (1,9%), 222 (8,7%) und 133 (9,2%). Wobei auch hier Ausfälle nicht für die Statistik relevant sind. Als Gründe gibt die BVG Beeinträchtigungen im Oberflächenverkehr durch Bauarbeiten, Veranstaltungen, Demonstrationen sowie ein stärkeres allgemeines Verkehrsaufkommen aber zu einem überwiegenden Teil personelle Gründe an. Mit 74% waren knapp drei Viertel aller Bus-Ausfälle im Jahr 2018 personell bedingt.
„Wenn mehr als jeder zehnte Bus in Reinickendorf unpünktlich ist und dann auch noch die zahlreichen Ausfälle dazukommen, wird die Nutzung der BVG für die Menschen immer unattraktiver. Auf die BVG ist leider kein Verlass mehr. Die Zustände wurden durch jahrelanges Sparen bei Personal und Fahrzeugen durch den Senat selbst verursacht. Daher erwarte ich von ihm, dass er nun gleichermaßen dafür sorgt, dass diese unzumutbaren Zustände für die Fahrgäste ein Ende haben“, fordert Schönebeck.
U6 ist Spitzenreiter der Unpünktlichkeit
Die U-Bahn ist als Verkehrsmittel zwar insgesamt deutlich zuverlässiger als Busse, jedoch ist die U6 mit einer Pünktlichkeitsquote von 97,3% trotzdem die unpünktlichste U-Bahnlinie Berlins. Auch hier werden Ausfälle bei der Unpünktlichkeit nicht mitgezählt. Die U8 steht mit einer Pünktlichkeitsquote von 99,1% besser da. Bei der oberflächenverkehrsunabhängigen U-Bahn wird eine schlechtere Betriebsstabilität durch die gestiegenen Ausfälle vom Senat als Grund benannt. Taktlücken erhöhen den Fahrgastdrang und führen zu längeren Fahrgastwechselzeiten an den Bahnhöfen. Hauptgrund für Ausfälle bei der U-Bahn war im vergangenen Jahr jedoch der erhebliche Fahrzeugmangel (66%) durch hohe Werkstattzeiten aufgrund der in die Jahre gekommenen Fahrzeugflotte, der Werkstattorganisation sowie von Vandalismusbeseitigung. Zudem waren auch bei der U-Bahn im Jahr 2018 knapp ein Drittel aller Ausfälle auf fehlendes Personal zurückzuführen (29%).
„Auch hier ist das Problem hausgemacht“, moniert Schönebeck. „Nach den Zahlen sind 95% aller Ausfälle auf Personal- oder Fahrzeugmangel zurückzuführen. Ausfälle führen wiederum zu Unpünktlichkeit, weil die Fahrgäste ja nicht weniger werden. Der Senat muss hier endlich spürbare Maßnahmen ergreifen, denn nur so können wir die Menschen dazu animieren, statt dem Auto Bus und Bahn zu nehmen“, so Schönebeck weiter.
Kürzlich hat die Bezirksverordnetenversammlung Reinickendorf einen Antrag Schönebecks einstimmig beschlossen, nachdem die Fahrgäste ihre Entschädigungsansprüche einfacher bei der BVG geltend machen können sollen. Nun ist der Senat angehalten die Einrichtung eines Online-Formulars bei der BVG durchzusetzen, wie es in anderen Verkehrsverbünden längst gängig Praxis ist.
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Busse
120 77,7%
122 84,9%
124 88,0%
125 86,3%
128 85,8%
133 90,8%
220 89,3%
222 91,3%
250 85,4%
322 85,8%
324 98,1%
327 83,7%
X21 90,2%
X33 81,6%
M21 86,3%
N6 93,9%
N8 85,9%
N20 97,0%
N24 97,6%
N25 93,4%
N33 91,0%
Ø 88,7%
U-Bahnlinien
U6 97,3%
U8 99,1%
Quelle: Abgeordnetenhaus-Drucksache Nr. 18/18278