Kultusministerkonferenz in Berlin: PETA fordert Berliner Bildungssenatorin Sandra Scheeres auf, sich für eine tierversuchsfreie Lehre an deutschen Hochschulen einzusetzen
Berlin / Stuttgart, 7. Dezember 2016 – Schluss mit Tierleid in Seminarräumen: An deutschen Hochschulen werden jährlich tausende Mäuse, Ratten und andere Tiere zu Lehrzwecken getötet. „Prüfungsleistungen mit Tierverbrauch“ sind Teil der lebenswissenschaftlichen Studiengänge (u. a. Biologie, Human- und Veterinärmedizin) und in den meisten Fällen verpflichtend zu absolvieren. PETA weist darauf hin, dass derartige Praktiken nichts mit fortschrittlicher und ethischer Lehre gemein haben. In den Bundesländern Bremen (§ 8 Abs. 1 BremHG), Hessen (§ 17 Abs. 3 HessHG) und NRW (§ 58 Abs. 6 HG NRW) sieht das jeweilige Hochschulgesetz bereits vor, dass Studierende im Einzelfall auf Antrag von „Prüfungsleistungen mit Tierverbrauch“ befreit werden bzw. an Alternativveranstaltungen teilnehmen können. Pünktlich zur Kultusministerkonferenz am 8. Dezember in Berlin hat sich die Tierrechtsorganisation nun mit der dringenden Bitte an die Berliner Bildungssenatorin Sandra Scheeres und die Minister der übrigen 12 Bundesländer gewandt, ebenfalls eine entsprechende Reform der betroffenen Hochschulgesetze auf den Weg zu bringen. PETA appelliert darüber hinaus an alle Studierenden, die Notwendigkeit von Tierversuchen kritisch zu hinterfragen, sich über Alternativen zu informieren und eine etwaige Teilnahmebefreiung anzustreben.
„PETA erreichen immer wieder Meldungen von Studierenden, die die verpflichtenden Sektionen oder Experimente an Tieren umgehen möchten und befürchten, dass sie im Weigerungsfall nicht die notwendigen Nachweise erbringen können, um ihr Studium fortzusetzen“, so Sophie Nouvertné, Syndikusrechtsanwältin bei PETA. „Viele Studierende werden zum Abbruch ihres Traumstudiums gezwungen, andere nehmen – von schwerster Gewissensnot geplagt – an den Veranstaltungen teil, obwohl sie sie für ethisch nicht vertretbar halten. Wir fordern eine umgehende Änderung der Hochschulgesetze“.
Aktuellen Zahlen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zufolge wurden im Jahr 2015 über 55.000 Tiere – darunter Affen, Ratten, Mäuse, Hunde, Schweine, Katzen, Pferde und Esel – für Aus-, Fort- und Weiterbildung verwendet. Diese hohe Zahl umfasst allerdings nicht alle Tiere, die getötet wurden, um ihre Körper oder Teile davon (zum Beispiel die Augen) zu sezieren. Sie schließt auch alle Tiere aus, die gezüchtet und dann weggeworfen wurden, weil sie die Bedingungen für die Forschung und Lehre nicht erfüllten.
Tierversuche sind unwissenschaftlich: Da sich ihre Ergebnisse nicht 1:1 auf den Menschen übertragen lassen, haben Experimente mit und an Tieren im Studium keinen Mehrwert – im Gegenteil, sie vermitteln sogar häufig ein falsches Bild. Heutzutage gibt es zahlreiche Möglichkeiten zur Etablierung einer fortschrittlichen und tierfreien Lehre wie Computersimulationen, 3-D-Modelle und andere Methoden, sodass theoretisch kein Tier mehr für Ausbildungszwecke leiden und sterben muss.
Die Universität Mainz ist bereits vor einigen Jahren mit gutem Beispiel vorangegangen und hat eine tierfreie Alternativveranstaltung in den Lehrplan integriert – so wurde der „Tierverbrauch“ an der Hochschule reduziert.
Weitere Informationen für Studierende:
PETA-Broschüre „Kein Sezieren an Schulen und Universitäten“