Hubertusmesse in Berlin-Dahlem: PETA kritisiert kirchlichen Segen für Jäger

Töten mit kirchlichem Segen: Am Samstag findet eine Hubertusmesse auf dem Schlosshof des Jagdschlosses Grunewald in Berlin-Dahlem statt. Die Tierrechtsorganisation PETA übt scharfe Kritik an den Verantwortlichen der Kirchengemeinde für die Ausrichtung des Gottesdienstes. Hubertusmessen, die vornehmlich von Jägern mitverantwortet und besucht werden, sind nicht mit der christlichen Ethik der Achtung vor dem Leben vereinbar. Sie bilden häufig den Auftakt zu den besonders grausamen Drückjagden, bei denen Hobbyjäger durch die Wälder ziehen und unzählige Tiere hetzen und töten. PETA appelliert daher an die Kirchenvertreter, sich künftig von den gewaltverherrlichenden Messen zu distanzieren.

„Einen Gottesdienst zu veranstalten, der Jägern symbolisch den Segen für das sinnlose Töten wehrloser Mitgeschöpfe gibt, sendet ein völlig falsches Signal. Kirchen müssen für die Bewahrung der Schöpfung eintreten, nicht für ihre Zerstörung“, kritisiert Nadja Michler, Fachreferentin für Wildtiere bei PETA. „Die Hubertusmesse verkennt zudem, dass der heilige Hubertus vom Jäger zum überzeugten Jagdgegner wurde.“

Laut der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz sterben bei Drückjagden bis zu 70 Prozent der Wildtiere nicht sofort [1]. Mit zerschossenen Knochen und heraushängenden Innereien flüchten die Tiere, leiden unter den Verletzungen oft tagelang und sterben qualvoll, wenn sie bei der sogenannten Nachsuche nicht gefunden werden.

Anerkannte Wildbiologen sind sich einig, dass aus ökologischer Sicht keine Notwendigkeit für die Jagd besteht. Dem renommierten Biologen Prof. Dr. Josef Reichholf zufolge müssen die nahezu ausgerotteten Wölfe nicht durch menschliche Jäger ersetzt werden, da eine natürliche Regulation der im Wald wohnenden Tierpopulationen durch Umwelteinflüsse wie Witterung, Nahrungsverfügbarkeit oder Krankheiten stattfindet [2]. Der Kanton Genf, in dem die Hobbyjagd seit 40 Jahren verboten ist, ist nur ein Beispiel hierfür. Hier reguliert sich die Natur in erster Linie selbst. Das Resultat: eine hohe Artenvielfalt und gesunde, stabile Wildtierpopulationen. Der Biologe Dr. Karl-Heinz Loske sieht in der Jagd lediglich ein überflüssiges Hobby, das der Befriedigung der Jagdlust der Jäger dient. Als er in jungen Jahren einen Jagdschein machte, wurde ihm schnell klar, dass dies nicht viel mit Natur- und Artenschutz gemein hat. Heute ist Dr. Loske ein anerkannter Experte für Landschaftsökologie, für den die Jagd weder aus ökologischer noch aus moralischer Sicht zu verantworten ist [3].

Überlieferungen zufolge offenbarte sich Gott dem im Jahr 655 in Toulouse geborenen Hubertus während einer Jagd in der Gestalt eines Hirsches. Zutiefst von dieser Begegnung bewegt, entsagte Hubertus in diesem Zuge der Jagd. Er wurde in Rom zum Bischof geweiht und starb 727 als heiliger Hubertus von Lüttich. Das Christentum ist eine Religion der Ethik, die für Barmherzigkeit, Achtung vor dem Leben und Nächstenliebe eintritt.

 

[1] Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (2010): Tierschutz und Bewegungsjagden. Stellungnahme der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT). Arbeitskreis Wildtiere und Jagd (AK 6).

[2] Reichholf, J. H.: Die Wahrheit über die Jagd – Evolutionsbiologe Prof. Josef Helmut Reichholf widerlegt Jägerlügen. TV-Dokumentation SWR BW. (15.05.2014).

[3] Loske, K. (2016): Das Wider der Jagd. TV-Beitrag WDR.

 

Weitere Informationen:

PETA.de/JagdIrrtuemer

Christen-fuer-Tiere.de/Hubertus-von-Luettich

PETA.de/Jagd-Hintergrundwissen

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://die-dorfzeitung.de/hubertusmesse-in-berlin-dahlem-peta-kritisiert-kirchlichen-segen-fuer-jaeger/

1 Kommentar

    • Dr. Fuchs auf 13. Oktober 2019 bei 0:48

    Die Argumentation ist lächerlich! Der Wolf kann den Jäger nicht ersetzen, weil er unkalkulierbar ist, Schafe reißt ( für deren Verlust der Steuerzahler aufzukommen hat – zuzüglich der Kosten für die Zäune) und wenn er im Blutrausch ist, Menschen bedroht.
    Die Wildschweine, die Vorgärten umpflügen, verhindern, dass Menschen mit Kindern unbesorgt in den Wald gehen können, wenn die Wildschweine Junge haben und dann besonders aggressiv sind, sollten endlich bejagt werden.
    Ich halte es nicht mit grünen Ideologien (Ideologien wie den Nationalsozialismus und Kommunismus hatten wir im Deutschland genug), sondern
    mit der Bibel, wo es wörtlich heißt „Macht Euch die Erde untertan“!

Kommentare sind deaktiviert.