Fahrrad-Demo fand großen Zulauf – nächste geplant

Malaktion gemeinsam mit den teilnehmenden Kindern. Bild: Mathias Adelhoefer

Bei einer der größten Fahrrad-Demos der letzten Jahre in Reinickendorf fuhren etwa 250 engagierte Radfahrer:innen von der Berliner Polizei begleitet vom S-Bahnhof Waidmannslust über den Waidmannsluster Damm, den Hermsdorfer Damm, durch das Waldseeviertel bis nach Glienicke. Von dort ging es u.a. über die Berliner Straße, Oraniendamm und Waidmannsluster Damm zurück zum Startpunkt. Das Motto der Demo war „Mehr Sicherheit für Radfahrende im  „Bermuda-Dreieck“. Der Spitzname für diese Straßen ist der Tatsache geschuldet, dass sich Radfahrende auf diesen Straßen unsicher fühlen, weil sie oft bedrängt, zu knapp überholt oder geschnitten werden.

Einige Teilnehmende berichteten, dass es sie im Alltag Überwindung kostet, diese Straßen zu benutzen, da sie Angst haben, angefahren zu werden. Verwunderlich ist dies nicht, da es kein zusammenhängendes Netz für Radfahrende gibt und die z.T. vorhandene Radinfrastruktur veraltet und in schlechtem Zustand ist. Bereits 2018 führte der „Tagesspiegel“ das Projekt #Radmesser durch, bei dem die seitlichen Überholabstände zwischen motorisierten Fahrzeugen und Fahrrädern gemessen wurden. Dabei wurde festgestellt, dass Radfahrende oft zu knapp überholt oder bedrängt werden. Seither hat sich die Situation nicht verändert, allzu häufig kommt es zu Beinahe-Unfällen, die jedoch statistisch nicht erfasst werden. Das soll sich nun mit dem Projekt „SimRa – Sicherheit im Radverkehr“ ändern.

Entlang der Demonstrations-Strecke gab es eine Malaktion, bei der ein Pop-Up-Radweg auf die Fahrbahn gemalt wurde und insges. neun Zwischenkundgebungen. Die Redner:innen vom ADFC, von Changing Cities, Fridays for Future, Respect Cyclists und vom VCD Nordost sowie von Bürgerinitiativen bedauerten, dass die gerade begonnene Verkehrswende von der schwarz-roten Landesregierung ausgebremst wird und betonten, dass sie weiter gegen die Pläne der Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) mobilisieren würden. Diese hatte Mitte Juni angekündigt, alle Radverkehrsprojekte auf Eis zu legen, zu prüfen und zu priorisieren. Dass davon auch Projekte betroffen sind, die fertig geplant, gebaut und kurz vor der Öffnung standen, wie z.B. die Ollenhauerstraße in Reinickendorf, scheint sie nicht weiter zu tangieren. Gleichzeitig will die neue Koalition das Mobilitätsgesetz rupfen – die Redner:innen äußerten ihr Unverständnis, da das Mobilitätsgesetz eine gute rechtliche Grundlage sei, dass in vielen Jahren eines guten Miteinanders von Politik, Verbänden, Forschung und Zivilgesellschaft entstanden sei.

Dank des angenehmen Wetters hielten die meisten Teilnehmer:innen bis zum Ende der Tour durch. Besonders erfreut äußerten sie sich darüber, dass sie bei der Demo unbeschwert und angstfrei über die Straßen rollen konnten, auf denen sie im Alltagsverkehr gefährliche Situationen erleben müssen. „So schön müsste es immer sein“, seufzte die Demo-Teilnehmerin Katja S., die mit ihren zwei Schulkindern mitradelte.

Das Netzwerk Fahrradfreundliches Reinickendorf (NFR) ist ein Zusammenschluss engagierter Radfahrer:innen, die sich für sichere, komfortable und vernetzte Radwege in Reinickendorf einsetzen. Das NFR wurde am 27.2.2020 auf Initiative von Changing Cities e.V. gegründet. Auf den regelmäßigen Treffen werden Erfahrungen ausgetauscht und Aktionen geplant.

Am 09. Juli 2023 um 15:00 Uhr findet eine weitere Fahrraddemo zur Freigabe des Fahrradwegs in der Ollenhauer Straße statt. Der Startpunkt ist am Vorplatz der Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik, Oranienburger Str. 285, 13437 Berlin. Die Dauer wird ca. 2 Std. betragen. 

Mathias Adelhoefer, Sprecher Netzwerk Fahrradfreundliches Reinickendorf

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