Cadmiumbelastung der Rieselfelder Elisabethaue
Im Dezember 2017 wurde in der Berliner Zeitung mit einer kurzen Notiz über die Zunahme der Krebserkrankungen in Deutschland berichtet. Raucher haben nach dieser Erhebung einen Anteil von 16 %. Es bleiben also 84% andere, zum Teil unbekannte Ursachen für die steigende Anzahl von Krebsfällen. Individuelle Empfindlichkeit wird unter anderem durch Stickoxide, Feinstaub, Arsen, Asbest, organische Haushalts- und Agrochemikalien gefördert. Die krebserregende Wirkung von dem Schwermetall Cadmium ist seit Jahrzehnten in der Fachliteratur bekannt. Wie gelangt es in unsere Nahrungskette?
Ein Beispiel: Im Berliner Umland sind etwa 20.000 Hektar ehemalige Deponie- und Einsatzflächen (auch Siedlungs- und Gartenflächen) jahrzehntelang mit kommunalen und industriellen Abwasser-
klärschlämmen in sehr differenzierten Mengen gedüngt und damit auch mit dem kanzerogenen (krebserregenden) Element Cadmium belastet worden. Der für die Elisabethaue zuständige Produktionsleiter reagierte 1985 auf meine Kritik: „Womit soll ich denn sonst düngen?“ Die Felder der Elisabethaue wiesen 2017 noch inselartig Bodenbelastungen bis zum Vierfachen der Vorsorge-werte auf. Dieses Element ist leicht verfügbar und akkumuliert in bestimmten Pflanzen bis zum Mehrfachen der Bodengehalte. Es ruft keine oder nur geringe sichtbare Pflanzenschäden hervor. Es riecht nicht, man kann es nicht sehen und nicht schmecken. Wild- und Weidetiere nehmen das Schwermetall mit den Pflanzen und deren Verunreinigungen auf und lagern es in den Filterorganen des Körpers (Lebern, Nieren) ab, bevor es auch in das Fleisch weitergeleitet oder mit den Ausscheidungen im Umland verschleppt wird. Der Kot von Tieren der Rieselfeldgebiete ist um ein Vielfaches im Vergleich zu dem von Tieren des Naturlandes belastet. Wer untersucht die Innereien der Tiere vor dem Verkauf ? Ein Jäger erklärte mir stolz, daß er am Wochenende wieder eine Wildschweineleber aus dem Rieselfeldgebiet gegessen hat: „Die hat lecker geschmeckt“. Allein daran wird er nicht sterben, aber in den Handel dürfte sie nicht gebracht werden. In einem Hofladen wurde mir (aus Versehen?) eine Rinderleber von Heckindern der Rieselfelder angeboten. Wer klärt die Produzenten und die Verbraucher heute auf? Die Lebern von Rieselfeldrindern waren bis zum Zehnfachen der Lebensmittelgrenzwerte (für Lebern) belastet. 30 Jahre nach der Umgestaltung der Rieselfelder sind durch Bodenbearbeitung, Erosion, Pflanzenentzug und Weidetiere auf der Elisabethaue die ehemals höchsten Cadmiumbodengehalte um etwa 30% gesunken, die niedrigsten Werte sind aber gleichzeitig um ein Mehrfaches gestiegen. Das Cadmium wird also auf der Fläche mit Maschinen, Tieren und Winderosion verschleppt. Der Boden „gesundet“ nicht, wie eine Bewohnerin der Elisabethaue erwartet. Metall bleibt ohne Atomspaltung Metall, auch wenn es alt wird. 2018 ist die 70- Hektarfläche der Elisabethaue in Reinkultur mit Getreide bestellt, wird es in den Handel gelangen (?). Die Ökokontrollstelle des Landes Brandenburg hat jetzt ein Ökolabel für die Bucher Rieselfelder (mit mehrfachen Schadstoffgrenzwertüberschreitungen) vergeben. „Es wurden keine Verfahrensfehler festgestellt.“ Damit ist mein Vertrauen in die Ökobewegung weiter gesunken. Wie kann man den Boden- Pflanzen-Transfer der Schadstoffe reduzieren und die schleichende Verschleppung in die Nahrungskette vermindern? Dazu mehr.