Der Berliner Tierpark Friedrichsfelde gab Anfang Dezember die Geburt zweier Eisbärbabys bekannt, von denen eines bereits tot zur Welt kam. In der Nacht auf den 2. Januar ist das zweite Jungtier nach nur 26 Tagen ebenfalls gestorben; ersten Untersuchungen zufolge habe es zu wenig Muttermilch getrunken. PETA fordert angesichts der hohen Todesrate von neugeborenen Eisbären in Berlin einen Zuchtstopp für diese Tierart und kritisiert die Zooleitung scharf. Die Tierrechtsorganisation wirft den Verantwortlichen vor, Eisbären aus reinen Marketing- und Profitgründen zu züchten und auf einen neuen „Knut-Effekt“ zu setzen, ohne Rücksicht auf das Wohl der Tiere zu nehmen.
„Der Tod des zweiten Eisbärbabys von Mutter Tonja zeigt, dass die Tierparkverantwortlichen buchstäblich über Leichen gehen, um die Kassen klingeln zu lassen“, so Dr. Yvonne Würz, Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche bei PETA. „Wir hoffen, dass der Tierpark keine weiteren Tiere züchten wird – die vorsätzliche Tierquälerei aus kommerziellen Beweggründen muss ein Ende haben.“
Bei der Mutter des verstorbenen Nachwuchses handelt es sich um die achtjährige Eisbärin Tonja. Sie gebar schon 2016 zwei Jungtiere. Auch damals starb eines von ihnen kurz nach der Geburt. Das andere Eisbärbaby, „Fritz“, überlebte nur drei Monate und starb schließlich an einer Lebererkrankung.
PETA weist darauf hin, dass nahezu alle Eisbären in deutschen Zoos an ausgeprägten Verhaltensstereotypien leiden. Die Tierrechtsorganisation hat in der Vergangenheit Videomaterial veröffentlicht, auf dem diese schweren, durch die mangelhaften Haltungsbedingungen entstandenen Zwangsstörungen bei den intelligenten Tieren zu sehen sind. Auch Aufnahmen aus dem Tierpark Berlin zeigen schwer verhaltensgestörte Eisbären. Obwohl die gravierenden Folgen der viel zu kleinen Gehege bekannt sind, züchtet die Tierparkleitung weiterhin Tiere in diese Leid verursachende Umgebung hinein.
Da eine artgerechte Haltung dieser Raubtiere in Gefangenschaft nicht möglich ist, fordert PETA ein generelles Zucht- und Importverbot. In freier Natur wandern Eisbären bis zu 100 Kilometer pro Tag. Können sie sich nicht artgemäß bewegen, entwickeln sie auffällige Verhaltensstereotypien. Hinzu kommt, dass die Haltung von Eisbären in Gefangenschaft keinen Beitrag zum Artenschutz leistet, da im Zoo geborene Tiere grundsätzlich nicht ausgewildert werden können. Auch der Frankfurter Zoodirektor Prof. Dr. Manfred Niekisch erklärte bereits 2008, dass das größte Landraubtier der Welt für die Haltung in Zoos nicht geeignet sei, da sein natürlicher Lebensraum einfach viel zu groß sei [1].
[1] „Punkten ohne Eisbär-Rummel“, in: Frankfurter Rundschau vom 13. Mai 2008. Online unter: www.fr-online.de/spezials/frankfurter-zoo-punkten-ohne-eisbaer-rummel,1472874,2782166.html.