Der Bezirk soll mehr Geflüchtete aufnehmen

Etwa 700 Menschen sollen an zwei Standorten in Tegel in Wohncontainern leben.

Mit Verwunderung hat das Bezirksamt Reinickendorf trotz Zusagen der besseren Kommunikation durch die neu geschaffenen Strukturen im Flüchtlingsbereich über die Presse erfahren, dass im Bezirk zwei neue Containerstandorte für die Unterbringung von Flüchtlingen geplant sind. Demnach sollen in der Straße Am Borsigturm 210 Plätze in Wohncontainern und weitere 500 Plätze auf dem Gebiet des ehemaligen TXL in „Tegel-Nord“ entstehen.

„Dies ist speziell für den Bereich des ehemaligen Borsiggeländes erneut ein unabgestimmtes, noch nicht einmal im Vorfeld mit den Bezirken kommuniziertes Vorpreschen der Landesebene in Sachen Flüchtlingsunterbringung“, kommentiert Bezirksbürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner (CDU) im Namen aller Bezirksamtsmitglieder. Bereits Anfang November 2023 hatte das Bezirksamt Reinickendorf darauf hingewiesen, dass der Bezirk mit an der Spitze der Unterbringung von Flüchtlingen in Berlin liegt und dadurch insbesondere die soziale Infrastruktur überlastet ist. Mehr als 13.000 geflüchtete Menschen sind in verschiedenen Einrichtungen in Reinickendorf untergebracht. Aber ein Dach über dem Kopf allein reicht nicht aus. Integration findet vor Ort im Bezirk statt und braucht ein personelles und finanzielles Fundament. Das Bezirksamt ist der Auffassung, dass die vorhandenen Standorte aufgrund des Mangels an Kitaplätzen, an Jugendeinrichtungen und der feststellbaren Überlastung des interkulturellen Bevölkerungsmix nicht weiter ausgebaut werden können.

„Für die Fläche TXL ist der Senat zuständig. Der Standort ‚Tegel-Nord‘ steht wahrscheinlich in Verbindung mit dem Ankunftszentrum TXL und daraus nutzbaren Synergien. Die Entscheidung für ‚Am Borsigturm‘ scheint jegliche Vernunft zu umgehen!“, fasst Demirbüken-Wegner die Diskussion im Bezirks­amt zusammen. „Wir fragen uns, inwieweit diese Standortentscheidungen überhaupt noch mit der Berliner Stadtplanung kompatibel sind. Das ehemalige Borsiggelände ist ein bedeutender Wirtschaftsansiedlungsstandort, der Potenzial für Hunderte neue Arbeitsplätze in Zukunftstechnologien bietet. Wir hier im Rathaus Reinickendorf stellen in Frage, ob das Land überhaupt noch an diesen Planungszielen festhält oder die Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Reinickendorf den Entscheidern zusehends egal ist.“

Bezirksamt Reinickendorf

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://die-dorfzeitung.de/der-bezirk-soll-mehr-gefluechtete-aufnehmen/