Interessenbekundungsverfahren zum Strandbad Tegel

Interessenbekundungsverfahren zum Strandbad Tegel gestartet: zwei Jahre zu spät und viele offene Fragen 
Die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) hat im Auftrag der Berliner Bäder-Betrieben (BBB) endlich ein Interessenbekundungsverfahren für das Strandbad Tegel gestartet. Bis zum 13. November 2018 können Interessenten ihre Konzepte für den Betrieb des Traditionsbades einreichen. Seit 2016 ist das Strandbad Tegel geschlossen.

Laut Exposé der BIM ist die Zielsetzung, kreative Ideen zur Steigerung der Attraktivität mit positiver Ausstrahlung auf gesamten Bezirk von den Interessen entwickeln zu lassen. Dabei sind auch Vorschläge für eine Nutzung über den bloßen Badebetrieb hinaus ausdrücklich erwünscht.
Felix Schönebeck, Vereinsvorsitzender von I love Tegel sieht im vorgegebenen Entwicklungsziel einen Schritt in die richtige Richtung: „Wir fordern schon seit Jahren, dass der saisonale Badebetrieb um weitere Angebote ergänzt werden muss. Wir haben uns immer für einen ganzjährigen Betrieb ausgesprochen, damit das Strandbad wirtschaftlich betrieben werden kann. Ob Tauchstation, Zeltplatz, Kletterpark oder Spa-Bereich, das Angebot muss erweitert werden. Dass dies nun ins Interessenbekundungsverfahren aufgenommen wurde, freut mich und ist ein toller Erfolg.“ Schönebeck hatte im Sommer am „Runden Tisch“ gemeinsam mit Bäder-Chef Scholz Fleischmann über die Öffnung des Strandbads in Tegel verhandelt, nachdem er den BBB vorgeschlagen hatte, das Strandbad ehrenamtlich mit seiner Bürgerinitiative noch im Sommer 2018 öffnen zu wollen.
Nun soll für die Langzeitplanung ein privater Betreiber gefunden werden. Die Gestaltungsmöglichkeiten seien zwar begrenzt, aber es ist auch etwas Spielraum vorgesehen. Im Flächennutzungsplan ist das 31.000qm große Grundstück als Grünfläche mit Sportanlagen definiert. Die vorhandenen Gebäude auf dem Areal sind laut BIM zwar sanierungs- und modernisierungsbedürftig, aber eine geringfügige bauliche Erweiterung sei darüber hinaus vorstellbar, sofern sie standortverträglich erfolgt. Indes bestehe kein Denkmalschutz. Sämtliche Kosten soll jedoch offenbar der Investor allein tragen.
„Ich vermissen hier deutliche Signale, dass einem potentiellen Investor bei der Gebäudesanierung und der Errichtung einer neuen Abwasserkanalisation unter die Arme gegriffen wird. Wir reden hier von mehreren Millionen Euro. Dazu ist auf keiner der 25 Seiten etwas zu finden. Es kann nicht sein, dass sich BBB und Senat hier einen schlanken Fuß machen und der Investor auf den Kosten sitzen bleibt, nachdem man jahrelang nicht vernünftig investiert und im Frühjahr noch die Abwasserrohre mit Beton verfüllt hat“, ärgert sich der Reinickendorfer Abgeordnete Tim-Christopher Zeelen (CDU). Sein Kollege Stephan Schmidt (CDU) sieht hier auch den Senat in der Pflicht: „Wenn schon ein privater Betreiber hier Aufgaben der öffentlichen Hand übernehmen soll, dann sollte man ihn zumindest insofern unterstützen, dass er nicht nur ein Grundstück ohne Abwasserleitungen und mit maroden Gebäuden vorfindet. Hier ist der rot-rot-grüne Senat gefragt. Ansonsten wird sich nur schwer ein Investor finden, der all diese zusätzlichen Lasten auf such nimmt.
Im Exposé der BIM heißt es wörtlich: „Für eine künftige Nutzung ist eine neue Abwasseranlage unter Berücksichtigung der Lage des Strandbads im Wasserschutzgebiet zu errichten“. Ob und wie es dafür eine Unterstützung des Landes Berlin gibt, bleibt völlig unklar. Fakt ist, dass die bestehende Abwasseranlage erst vor wenigen Monaten durch Verfüllung mit Beton unbrauchbar gemacht wurde und das obwohl es Ideen gab, wie man die Leitungen ohne kompletten Neuanschluss doppelwandig umbauen kann.
Ein wichtiger Faktor für den künftigen Betrieb ist nach wie vor die Verkehrsanbindung. Eine direkte Busanbindung besteht nicht. Die BIM schlägt vor, den 222er Bus bis zur Spechtstraße zu nutzen, von dort führe der Weg „gut einen Kilometer idyllisch durch den Tegeler Forst“ bis zum Strandbad. „Besonders idyllisch wird es, wenn man mit Kindern, Badetasche und Luftmatratze bei 30 Grad diesen Weg auf sich nehmen muss. Eine nette Wegbeschreibung hilft hier nicht weiter. Der Bus muss wieder regelmäßig die Schleife zum Strandbad fahren“, moniert Schönebeck. Mit dem Auto ist das Strandbad zwar erreichbar, Parkplätze sind jedoch jedoch, wie das BIM-Expose richtig erkennt, „nur in begrenzter Zahl vorhanden“. Der Parkplatz wird von den Berliner Forsten unterhalten. „Über die letzten Jahre ist die Anzahl an Stellplätzen immer weiter reduziert worden. Damals durfte man noch entlang der Waldkauzstraße parken. Dann wurde auch die Fläche des Strandbad-Parkplatzes immer kleiner. Die Zahl der Strafzettel ist im Gegenzug gestiegen. Man braucht sich nicht wundern, wenn die Menschen dann nicht mehr mit dem Auto kommen“, so Zeelen.
Positiv bewerten Schönebeck, Zeelen und Schmidt, dass bei der künftigen Entwicklung der Bezirk Reinickendorf eingebunden werden soll. Dies wird im Rathaus auf Wohlwollen stoßen, denn Bezirksbürgermeister Frank Balzer (CDU) und Sportstadtrat Tobias Dollase (parteilos, für CDU) haben sich in der Vergangenheit stets für die Offenhaltung des Strandbads eingesetzt. Wie eine Zwischennutzung ab 2019 erfolgen kann, bis ein Investor gefunden ist, soll im Rahmen eines Ideenwettebewerbs von I love Tegel mit anschließendem Runden Tisch erörtert werden.

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