Nach Tod von Eisbärbaby Fritz

PETA kritisiert Berliner Tierparkchef und fordert Zuchtstopp von Eisbären

Berlin / Stuttgart, 7. März 2017 – Auch das zweite Baby von Eisbärenmutter Tonja im Tierpark Berlin ist tot. In der vergangenen Nacht starb Fritz im Alter von vier Monaten. Im November war bereits das Geschwister von Fritz kurz nach der Geburt gestorben. Die Tierrechtsorganisation PETA fordert angesichts der hohen Todesrate von neugeborenen Eisbären in Berlin einen Zuchtstopp für diese Tierart und kritisiert die Zooleitung scharf. PETA wirft den Verantwortlichen vor, rein aus Marketing- und Profitgründen Eisbärenbabys zu züchten und auf einen neuen „Knut-Effekt“ zu setzen. Auf das Wohl der Tiere wird dabei keine Rücksicht genommen. Die Haltungsbedingungen in Zoos sind derart unnatürlich, dass ein großer Teil der Eisbärenbabys die ersten Monate nicht überlebt – teilweise aufgrund der mangelhaften Haltungsbedingungen, teilweise aufgrund der schweren Verhaltensstörungen der Muttertiere. Die Tierrechtsorganisation hat in der Vergangenheit Videomaterial über die schweren Verhaltensstörungen der  Eisbären im Tierpark veröffentlicht, die durch die mangelhaften Haltungsbedingungen entstanden sind. Obwohl bekannt ist, dass die viel zu kleinen Gehege schwere Zwangsstörungen bei den intelligenten Tieren verursachen, scheut die Tierparkleitung nicht, weiterhin Tiere in diese leidverursachende Umgebung hineinzuzüchten. Hinzu kommt, dass die Haltung von Eisbären in Gefangenschaft keinen Beitrag zum Artenschutz darstellt, da im Zoo geborene Tiere grundsätzlich nicht ausgewildert werden können. Die Tierrechtsorganisation setzt sich daher für ein Nachzucht- und Importverbot von Eisbären ein.

„Der Tod des zweiten Eisbärenbabys von Mutter Tonja zeigt, dass die Tierparkverantwortlichen buchstäblich über Leichen gehen, um die Kassen klingeln zu lassen“, sagt Peter Höffken, Fachreferent für Tiere in der Unterhaltungsbranche bei PETA. „Der Tierparkchef hofft wohl auf einen neuen ‚Knut‘ – mittlerweile wissen jedoch immer mehr Menschen, dass Eisbären nichts in Gefangenschaft zu suchen haben.“

Die Tierrechtsorganisation weist darauf hin, dass alle Eisbären in deutschen Zoos an ausgeprägten Verhaltensstereotypien leiden. In freier Natur wandern Eisbären bis zu 100 Kilometer pro Tag. Wird ihnen die Möglichkeit zur artgemäßen Bewegung genommen, entwickeln die Tiere auffällige Verhaltensstereotypien. Laut PETAs Eisbären-Studie von 2008/2010 sind über 80 Prozent der Eisbären in deutschen Zoos verhaltensgestört. Die Tierrechtsorganisation fordert daher ein Zucht- und Importverbot für Eisbären in Gefangenschaft. Auch der Frankfurter Zoodirektor Prof. Dr. Manfred Niekisch erklärte bereits 2008, dass das größte Landraubtier der Welt für die Haltung in Zoos nicht geeignet sei, da sein natürlicher Lebensraum einfach viel zu groß sei. [1]

PETA setzt sich grundsätzlich für ein Haltungsverbot von exotischen Tieren in Gefangenschaft ein, weil die artwidrigen Haltungsbedingungen häufig schwere Verhaltensstörungen und Tierleid hervorrufen. Auswilderungen sind insbesondere bei den bedrohten Tiergruppen wie Menschenaffen, Eisbären oder Großkatzen nicht möglich, weil die Tiere im Zoo die dafür notwendigen Verhaltensweisen nicht erlernen können. Eine repräsentative Meinungsumfrage ergab im Dezember 2015, dass mit 49 Prozent die Mehrheit der Deutschen das Einsperren von exotischen Tieren für moralisch bedenklich hält. Lediglich 37 Prozent äußerten keine Bedenken [2].

[1] „Punkten ohne Eisbär-Rummel“, in: Frankfurter Rundschau vom 13. Mai 2008. Online unter: www.fr-online.de/spezials/frankfurter-zoo-punkten-ohne-eisbaer-rummel,1472874,2782166.html

[2] Meinungsumfrage des Instituts Yougov zu den Themen Zoo und Zirkus vom Dezember 2015. Online unter: https://yougov.de/news/2015/12/16/tiere-fur-viele-ein-grund-nicht-den-zirkus-zu-gehe/

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