Stellungnahme gegen Vorentwurf des Bebauungsplans Nr.65 “Westlich der Mittelstraße, Stadtteil Bergfelde”

Wir die Anwohner Bergfeldes sind prinzipiell nicht gegen eine Bebauung, allerdings nicht in diesen Dimensionen. Im Vergleich zum alten Bebauungsplans Nr.1 “Ortsmitte” hätten hier ca. 40 WE (Wohneinheiten) gebaut werden können, jetzt mit einer Änderung sind lt. Investor – KW Development 156 WE geplant. Dies ist eine Steigerung von ca. 400%.
Wir möchten unsere kritischen Gedanken zu diesem “Vorentwurf Bebauungsplan Nr.65” zum Ausdruck bringen, wollen hier aber nicht unsere Eigentumsinteressen in den Vordergrund rücken, sondern Aspekte des Projektes betrachten, die alle Bewohner Bergfeldes und darüber hinaus betreffen.

Wir vertreten folgende Ansichten:

  • Die Voruntersuchung ist auf einen unnötigen und gefährlich großen Bevölkerungszuwachs ausgelegt, jegliche Infrastruktur wird außeracht gelassen.
  • Überlastung der Verkehrsinfrastruktur
  • Überforderung der bestehenden Infrastrukturen in den Bereichen Kinderbetreuung, Schulwesen und Gesundheitsbetreuung.
  • Die Steigerung der Bebauung zum alten Bebauungsplans ist eine Bedrohung für den Schutz von Klima, Artenvielfalt und gesundem Wohnen, denen sich Bergfelde – Hohen Neuendorf als “grünen I-Punkt von Berlin” nach seiner eigenen Darstellung verschrieben hat. Des Weiteren wird jegliche Charakteristik des Ortes Bergfelde – Ortsmitte, bei diesem Bauvorhaben missachtet (max. 2 Geschosse, Satteldächer, rote Dachziegel etc.).
  • Sichere Schulwege und Fahrradwege können nicht gewährleistet werden.
  • Der Plan verfehlt das Ziel, bezahlbaren Wohnraum für alle Bergfelder zu schaffen. Sozialwohnungen sind nicht vorgesehen und die Mietpreisentwicklung zeigt durch den Druck aus Berlin nur nach oben.
  • Der Charakter des Ortes Bergfelde wird verunstaltet

 

Zur Erläuterung der einzelnen Ansichten:

1. Bergfelde hat aktuell ca. 5800 Einwohner, unsere Politiker und Anwesende des Umweltausschusses sprechen schon heute gern von Einwohnerzahlen von 8000 Einwohnern in den nächsten Jahren in Bergfelde. Das Landesamt für Statistik rechnet einem sich selbst entwickelnden Bevölkerungszuwachs in Hohen Neuendorf (alle Ortsteile) bis zum Jahr 2030 um 7%. Das wären 1784 Bürger mehr als heute. Dieser Zuwachs entsteht nur durch eine Verdichtung schon bestehender und größtenteils erschlossener Wohnflächen. Durch das geplante Bauvorhaben “Bebauungsplan Nr.65 – Mittelstr./Sommerstr./Bahnstr. (Wiese) 156 WE ca. 500 Einwohner + Immo-Schuh 63 WE ca. 200 Einwohner + alter Fleischer 12 WE ca. 40 Einwohner. Durch diese 3 Baumaßnahmen entsteht ein zusätzlicher Bevölkerungszuwachs von bis zu 740 Menschen, das sind 12,8% der heute hier lebenden Bevölkerung Bergfeldes. Der normale Zuzug wurde hierbei noch vernachlässigt. Soll der komplette Zuwachs Hohen Neuendorfs bis 2030 allein auf Bergfelde abgewälzt werden? Der Bebauungsplan Nr.48 (vor der S-Bahnstation Bergfelde) wurde hier noch nicht eingerechnet.

2. Verkehrskollaps B96 am Brückenkopf Mittelstraße
In Hohen Neuendorf kamen im Jahr 2016 auf je 1000 Einwohner der Stadt 535
PKW. Für die neuen Einwohner dürfte das gleiche Verhältnis gelten. Es wäre also mit ca. 400 neuen PKW im Ortszentrum von Bergfelde zu rechnen. Da das Verkehrsaufkommen an der Bundesstraße B96, im Bereich der Zufahrten – Sommerstraße – Dorfstraße – Ausfahrt Norma Parkplatz – Brückenstraße in den letzten 2 Jahren immens zu genommen hat, fragen wir uns, wie das Verkehrsaufkommen, bei einer zusätzlichen Ausfahrt – Bebauungsplan Nr.65, direkt gegenüber der Ausfahrt von Norma mit 156 WE ca. 267 PKW + Besucherverkehr Einzelhandel + Discounter ca. 1000 PKW, also ca. 1250 Ein- und Ausfahrten aus dieser neuen Zufahrt bewältigt werden soll.
3. Überforderung Kinderbetreuung, Schulwesen und Gesundheitsbetreuung.
Bevor Hohen Neuendorf ein zu schnelles Wachstum Bergfeldes fördert, können wir nur appellieren, grundlegende Bedürfnisse wie Kinderbetreuung, Schulbildung und ärztliche Betreuung nicht aus den Augen zu verlieren. Es wird schon im Schuljahr 2018/2019 schwierig alle Schulanfänger in der Ahorn-Grundschule unterzubringen – siehe Warteliste. Nun kommen durch die 3 Bauvorhaben – Bebauungsplan Nr.65 Immo-Schuh, alter Fleischer ca. 322 Kinder zum Zuzugsgebiet hinzu. Wie bitte möchte die Stadt Hohen Neuendorf den Eltern erklären, dass Sie ihre Kinder in eine Grundschule nach Hohen Neuendorf bringen müssen. Das gleiche gilt natürlich auch für die Kindertagesstätte, weiterführende Schulen und die ärztliche Versorgung. Vielleicht sollte die Stadt Hohen Neuendorf erst einmal eine ausreichende Infrastruktur schaffen, bevor Sie einen nicht zu bewältigenden Zuwachs unterstützt.

4. In Zeiten des besonderen Augenmerks auf Klima- und Naturschutz steigt auch bei den Bevölkerungsschichten, die die Stadt gerne erreichen würde, das Bedürfnis nach möglichst ruhigem, naturnahem Wohnraum. Dies ist nicht nur im Hinblick auf Individualinteressen, sondern auch für das Allgemeininteresse an einem ökologisch nachhaltigen Wirtschaften wichtig. Auf dem Gelände des Vorentwurfs „Bebauungsplan Nr.65“ (4 Geschosse – Höhe 12m, Flachdächer, begehbare Dachterrassen) leben folgende Tierarten: Fuchs, Fledermäuse, Amsel, Kiebitz, Buntspecht, Elster, Blaumeise, Kohlmeise, Star, Hausrotschwanz, Gartenrotschwanz, Haussperling, Grünfink, Ringeltaube, Mönchsgrasmücke, Klappergrasmücke, Mehl- und Rauchschwalben, Hornissen etc. Was wird aus Ihnen? Bei einer so engen, hohen und nachhaltig lärmenden (begehbare Dachterrassen – Staffelgeschoss – oberste Etage) geplanten Bebauung.

5. Unsichere Schul- und Fahrradwege
Da es sich hierbei, um den Schulweg von 2/3 der Schulkinder von Bergfelde handelt und neben den bestehenden Ausfahrten: Sommerstraße, Dorfstraße, Norma Supermarkt, Brückenstraße und nun noch eine weitere Zufahrt gegenüber Norma mit ca. 1250 Ein- und Ausfahrten hinzukommen soll. Fragen wir uns, wie die Stadt Hohen Neuendorf, hier einen sicheren Schulweg gewährleisten will. Ein Fahrradweg ist hier auch nicht vorhanden. Des Weiteren ist der Schul- und Fahrradweg auf der Brücke – Mittelstraße schon jetzt unverantwortlich. Bei weiterem, hinzukommendem Verkehr, Steigerung der letzten Jahre + 400 neue PKW durch unmittelbaren Zuzug, ist es nur eine Frage der Zeit, bis auf der Brücke schlimmeres Geschieht. Hier hat sich aus meiner Sicht die Stadt Hohen Neuendorf einer Mitschuld zu verantworten. Die Brücke – Mittelstraße muss als oberste Priorität erneuert und vergrößert werden.

6. Das Motiv für die Schaffung zusätzlichen Wohnraums besteht erklärtermaßen darin, dass für die Bürger von Bergfelde auch finanziell erschwinglichere Mietwohnungen entstehen sollen. Auch hier wird gern auf die Wohnungsnot in Berlin verwiesen. Es ist jedoch nicht die Aufgabe der Stadt Hohen Neuendorf, die Probleme der Hauptstadt Berlin zu lösen. Vielmehr dürfte die Nachfrage nach Mietwohnungen im Berliner Raum so groß sein, dass es auch in Bergfelde zu einem erheblichen weitergehenden Anstieg der Mietpreise kommen. Der Investor spricht von Mietpreisen ab 10,-€ pro m² – warm oder kalt? Dies betrifft den Gebäuderiegel der 10m von den Bahngleisen gebaut werden soll. Aktuell befahren 55 Güterzüge diese Gleise täglich, dazu kommen unzählige S-Bahn Fahrten. Zu den Preisen der „Stadtvillen“ – Blockbauten, wurden keine Angaben gemacht. Sozialwohnungen sind somit nicht geplant.

7. Da es sich bei diesen geplanten Gebäuden um Geschossbauten und Blockbauten (15 Mietparteien pro Haus) „Stadtvillen“ handelt, welche Flachdächer, 4 Geschosse – 12m – hoch sein sollen, begehbare Dachterrassen beinhalten sollen, wird jegliche Charakteristik die Bergfelde ausmachen widersprochen. Bergfeldes Charakter in Ortsmitte besteht aus max. 2 geschossigen Gebäuden – max. 9m hoch, Satteldächer mit roten Dachziegeln. Diese Bauten würden unser Bergfelde dann für die nächsten 100 Jahre prägen. Wir lassen uns unser Bergfelde nicht kaputt machen.

Unsere Änderungsvorschläge zum Vorentwurf „Bebauungsplan Nr. 65“

1. Einzelhandel + Discounter auf Gelände Mittelstraße – Brückenstraße, auch hier hat KW-Development ein Grundstück gekauft. Vorteil – Entspannung der Verkehrssituation und eine Zufahrt weniger, die unsere Schulkinder auf dem Schulweg überqueren müssten.

2. Kein Mischgebiet, reines Wohngebiet – Bebauungsplan Nr. 65

3. Zufahrt zum Wohngebiet nicht über die Mittelstraße, sondern einzig über die Bahnstraße – somit ist keine weiter Zufahrt auf die B96 Notwendig, Verkehr wird nicht unnötig strapaziert und der Schulweg bleibt wie gehabt. Statt 1250 Ein- und Ausfahrten über eine zusätzliche Zufahrt Mittelstraße, nur noch ca. 250 Ein- und Ausfahrten über die Bahnstraße.

4. Gebäudehöhen
2 (II) Geschosse statt 4 (IV) Geschosse, max. 80 WE – somit wird man einem erträglichen Zuzug gerecht.

5. Satteldächer mit roten Dachziegeln – keine begehbaren Dachterrassen – keine Staffelgeschosse. Somit wird der Charakter des Ortes Bergfelde erhalten, die Lärmbelästigung für Natur, Umwelt und Anwohner wird hiermit deutlich gesenkt.

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