Neue Ideen zur Verkehrsberuhigung in der Schildower Straße

Einen Radfahrstreifen ohne Engstellen schlägt die „Initiative Offene Nachbarschaft“ vor. Bild: Initiative Offene Nachbarschaft

Im September 2021 organisierte die „Bürgerinitiative für mehr Verkehrsberuhigung“ eine Fahrrad-Demo im Hermsdorfer Waldseeviertel. Als Teil der bundesweiten Kampagne „kidical mass“ forderten 50 Personen mehr Verkehrssicherheit im Kiez für Fahrrad fahrende Kinder.

Im Januar 2022 veröffentlichte die „Initiative Offene Nachbarschaft“ ein Positionspapier mit dem Titel „Die Alternativen zum PKW-Verkehr attraktiver machen! Statt ungeeigneter Fahrradstraße: Radwege und Radstreifen ausbauen sowie ÖPNV stärken!“ (Link zum Papier: www.netz.link/DZ2022-02). Darin wird unter anderem vorgeschlagen, die Engstellen in der Schildower Straße abzuschaffen und einen Radfahrstreifen auf der nördlichen Seite der Straße anzulegen. Dieser würde die Verkehrssicherheit der Radfahrenden erhöhen. Der ruhende Verkehr (Parkplätze) würde dafür verringert.

Andere Pläne hat die „Bürgerinitiative für mehr Verkehrsberuhigung“: „In vielen Berliner Bezirken stehen Kiezblocks neuerdings ganz oben auf der Agenda. Beispiele für Kiezblocks in Reinickendorf sind das Waldseeviertel in Hermsdorf, der Diana-Kiez in Waidmannslust und das Auguste-Viktoria-Quartier in Tegel. Jetzt kann es auch in Reinickendorf losgehen“, freut sich Michael Ortmann von der Bürgerinitiative.

DZ


Das Positionspapier der „Initiative Offene Nachbarschaft“ im Original:


Pressemitteilung der „Bürgerinitiative für mehr Verkehrsberuhigung“: Kiezblocks nun auch in Reinickendorf

Auch in Reinickendorf begehren die Menschen ein lebenswertes und sicheres Wohnumfeld. „Letztendlich geht es darum, in was für einer Stadt wir leben wollen“, meint Ragnhild Sørensen vom Verein Changing Cities e. V.

Changing Cities hat die Kiezblock-Bewegung in Berlin ins Leben gerufen. Kiezblocks sind Wohnviertel mit weniger Durchgangsverkehr und mehr Lebensqualität. Sie leiten den Verkehr so um, dass die Straßen im Kiez hauptsächlich von Fußgängern und Radfahrenden genutzt werden können. Die Durchfahrt für ortsfremden Autoverkehr wird hingegen unterbunden. Anwohner dürfen weiterhin mit dem Auto zu Ihrem Wohnort fahren, auch der Lieferverkehr ist erlaubt, und natürlich kommen auch Müllabfuhr, Polizei und Rettungsdienst immer an ihr Ziel. Ein Kiezblock ist also eine verkehrsberuhigte Nachbarschaft, die das Zufußgehen und das Radfahren fördert.

Laut Koalitionsvertrag unterstützt die neue Landeskoalition ausdrücklich Maßnahmen zur Vermeidung von motorisiertem Durchgangsverkehr und zur Verkehrsberuhigung, konkret Kiezblocks. Gleichermaßen sollen gemäß dem Vertrag der Zählgemeinschaft in Reinickendorf Neben- und Wohnstraßen vom Durchgangsverkehr entlastet werden. Die Verkehrsressorts auf Landes- und Bezirksebene sind darüber hinaus von den Grünen besetzt worden, die sich Klimaschutz und Verkehrswende groß auf die Fahne geschrieben haben.

In vielen Berliner Bezirken stehen Kiezblocks neuerdings ganz oben auf der Agenda. Einige sind schon umgesetzt, andere stehen kurz vor der Einführung. Beispiele für Kiezblocks in Reinickendorf sind das Waldseeviertel in Hermsdorf, der Diana-Kiez in Waidmannslust und das Auguste-Viktoria-Quartier in Tegel. „Jetzt kann es auch in Reinickendorf losgehen“, freut sich Michael Ortmann von der Bürgerinitiative für mehr Verkehrsberuhigung.

Prof. Dr. Karl Michael Ortmann
(10.01.2022)


Presseerklärung der Bürgerinitiative gegen den Durchgangsverkehr im Waldseeviertel

Im Newsletter Reinickendorf vom 03.02.2022 und im Tagesspiegel vom 06.02.2022 berichtete die Redakteurin Liza Erzsa Weil von der „Verfahrene(n) Situation“ im Waldseeviertel. Hierbei wird leider übersehen, dass es nicht nur 2 sondern 3 Bürgeriniativen im Viertel gibt.

Unsere in den o.g. Artikeln nicht erwähnte Initiative hat sich vor ziemlich genau einem Jahr gegründet, nachdem die damalige zuständige CDU Bezirksstadträtin Katrin Schultze-Berndt die Idee veröffentlichte, den Verkehr (ca. 6000 Autos pro Tag) im Waldseeviertel- mit Hilfe der Einführung eines Einbahnstraßensystems- durch enge Nebenstraßen umzuleiten1.

Wir konnten innerhalb von 8 Tagen über 620 Unterschriften dagegen sammeln und damit die Verwirklichung dieser Absicht erfolgreich verhindern.

Die beiden damals schon existierenden Bürgeriniativen „Schildower Str.“ und „Offene Nachbarschaft“ haben uns dabei unterstützt.

Nur ist das Problem der Verkehrsüberflutung des Viertels damit nicht vom Tisch, im Gegenteil: Da die Abkürzungsstrecke Schildower Str. (Zeitgewinn je nach Verkehrslage 3-4 Minuten2) inzwischen in Spitzenzeiten auch schon überlastet ist, nutzen viele PKWs inzwischen auch die anliegenden bisher ruhigen Anwohnerstraßen; deshalb bleiben wir aktiv.

Anwohner aus der Elsestraße berichten z.B.: „Die Verkehrslage wird immer schlimmer. Kolonnen von Autos fahren am Morgen durch unsere kleine Wohnstraße.“

Wir haben mit großer Aufmerksamkeit die Empfehlung des „Interkommunalen Verkehrskonzeptes der Niederbarnimer Fließlandschaft3“ verfolgt, die eine „Fahrradhauptroute“ durch die Schildower Str. und den Waldseeweg zum S-Bahnhof Hermsdorf vorschlägt. 

Hier muss der Mut aufgebracht werden, die Durchfahrt beispielsweise durch Poller zu schließen um eine Fahrradstraße einzurichten, was den Autoverkehr auf Ziel –und Quellverkehr der Anwohner beschränken würde, bei freier Fahrt für freie Fahrradfahrer bzw. Durchgang für Fußgänger.

Die Einrichtung einer zusätzlichen Buslinie würde dem auch nicht grundsätzlich entgegenstehen, wenn man mittels moderner Zugangsberechtigung entweder die Durchfahrt der Busse technisch kontrolliert, eine Busschleuse einrichtet. Die offene Nachbarschaft bliebe erhalten, die o.g. Maßnahmen würden die Anwohner des Waldseeviertels stark entlasten. Mutige Schritte bedeuten zwar Einschränkungen für Einige, aber vielleicht ist das Waldseeviertel nur der Kanarienvogel im Bergwerk und warnt vor weiteren verkehrspolitischen Fehlentwicklungen.

Wer die Verkehrswende in Berlin und Brandenburg wirklich will, kann diesen umweltfreundlichen Vorschlag nicht ablehnen. Wir hoffen, dass der Runde Tisch mit Glienicke und Reinickendorf sich auf solch einen Kompromiss einlassen kann, anderenfalls müsste die zuständige BVV in Berlin- zum Schutz der Waldseeviertelbewohner den unerträglichen Pendelverkehr durch einseitige Maßnahmen verhindern. Rechtliche Bedenken des Bezirksamtes dagegen, hat die Senatsverwaltung für Inneres und Sport, mit Schreiben vom 10.11.20214, zurückgewiesen.

Malte Schümann (Sprecher der BI)

1 BZA Reinickendorf, Einladung zur Online-Anwohnerversammlung, 25.02.2021

2 Bericht der AG Verkehrskonzept Glienicke, Version vom 18.04.2016, S.24  und Gutachten zur Verkehrsberuhigung
  der Schildower Str. im Waldseeviertelstadtraum.com | 2021 | Folie 8

3 Schaubild in Bürgerwerkstatt Glienicke /Nordbahn, Maßnahmen im Radverkehr, 26.05.2021 und © 2020| team red |Machbarkeitsstudie Radverkehr in Reinickendorf, Bericht vom 06.04.2020, Seite 72, Radroute Nr. 3

4 Geschäftszeichen I A 21 02116912-1/2019-6-10

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