Langeweile ist ein hohes Gut. Leider ist sie heute kaum noch verfügbar. Alle paar Minuten vibriert mein Handy, ein Kontakt über Whats App. Auf Facebook werden mir täglich 50 -70 neue Kontakte gemeldet. 32 Sender sind ständig bemüht mich rund um die Uhr zu berieseln. Auch traditionelle Ent-Langweiler wie Bücher, Zeitungen, CDs stehen jederzeit zur Verfügung. Wir alle weichen mit diesen Hilfen der Langeweile aus als wäre sie die Pest. Dabei brauchen wir Langeweile dringen für uns. Natürlich gibt es zur Thema „auf uns selbst besinnen“ meterweise Ratgeber in den Buchregalen und auf Google. Paradoxerweise hält uns die Zuhilfenahme dieser Ratgeber gerade davon ab uns auf uns selbst zu besinnen. Das Zaubermittel ist Langeweile. Nichts zu tun haben, keine Störung, eine wirklich dröge Zeit. Und was dann? Dann kommt die entscheidende Frage: Bin ich mit mir selber zufrieden? Kann ich in mich selber versinken, mich, meinen Körper spüren, mich riechen, mich mögen, was für ideen kommen aus mir selber? Das bitte nicht verwechseln mit Meditation nach Anleitung. Langeweile ist ungeordnet, spontan, unvorhersehbar. Langeweile ist eine unberechenbare, profunde Quelle aus der neue, eigene Ideen sprudeln können. Deshalb ist Langeweile gerade auch für Kinder ein pädagogisches Muss. Hier kann Neues entstehen, auch Interesse an echten Kontakten. Während die ständig auf uns einstürmenden Außenreize Kraft kosten, uns auszehren, ist Langeweile eine Quelle von Kraft, ein großer sicherer Pool, in dem wir ruhen und dem wir gestärkt wieder entsteigen können. Früher, zu der Zeit als Leute noch im Fenster lehnten um zu sehen was auf der Straße los ist, da gab es Langeweile umsonst. Heute kostet Langeweile auf teuren Managerseminaren oder durch Anmietung eines Ortes auf der Welt an dem es kein Wlan, kein Fernsehen, keine Zeitungen, keine Bücher und keinen CD-Player gibt.
Meike´s Meinung April 2018
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