Elisabethaue (9)

Schwermetalle
auf ehemaligen Rieselfeldern (Teil 4)

Quecksilber ist das einzige flüssige Metall. Es ist im Boden fest gebunden und wird von den Pflanzen nicht oder nur gering aufgenommen. In Mengen von 0,01 bis 0,4 mg/kg hat man es auf der Elisabethaue nachgewiesen (Vorsorgewert: 0,1 mg/kg). Es ist 13 mal schwerer als Wasser und deshalb vorwiegend im Schlamm nachweisbar. Für Menschen, Tiere und Pflanzen ist es nicht lebensnotwendig, kann aber bei leicht erhöhtem Gehalt toxisch wirken. Die Quelle des Stoffes ist Zinnober, wobei schon bei der Erzgewinnung die toxische Wirkung zu Gesundheitsschäden der Bergleute geführt hat. In den Stoffkreislauf gelangt es u.a. durch Desinfektionsmittel, Verschleiss physikalischer Geräte, Amalgam, Dampflampen und früher auch Beizmittel. In den Boden kommt es über Abwässer, unsachgerechte Entsorgung und Produktionsrückstände auch über den Klärschlamm. Die Verwendung von Quecksilber für die moderne Leuchtmittelherstellung ist eine Ursache für den Eintrag in die Umwelt und unterliegt deshalb besonderen Bestimmungen bei der Herstellung und Entsorgung quecksilberhaltiger Produkte. Wird das beachtet, oder: „Das Bißchen schadet doch nichts“(?)

Das Auftreten von Quecksilber in leicht erhöhten Mengen auf den Böden der Elisabethaue war zunächst schwer zu erklären. Wenn man weiß, daß jahrzehntelang die Saatgutbeizung mit quecksilberhaltigen Präparaten erfolgte und dieses Element im Boden nahezu unlöslich ist, kann man die schleichende Akkumulation verstehen. Ehe die später vorgeschriebene Nassbeizung des Saatgutes eingeführt wurde, haben die Bauern mit einem stark anhaftenden rosa (zinnoberrot) Quecksilberpulver die Saatgutbeizung auf dem Hof oder auf dem Hänger am Feldrand (sparsam weil teuer), mit einigen Kilogramm pro Hektar selbst mit der Schaufel ausgeführt. An einer Stelle mit ungewöhnlich hohem Bodengehalt haben mir alte Rieselwärter erklärt, daß es der Mischplatz der Bauern auf dem Hänger war. Die Gefahr einer Vergiftung war nicht bekannt, gehörte sicher aber zu den ungeklärten Erkrankungen in dieser Zeit. Man muß aber auch wissen, daß vor der Einführung der kontrollierten Saatgutbeizung häufig eigenes , ungebeiztes Erntegut zur Aussaat gebracht wurde. In Kriegs- und Nachkriegszeiten haben sich viele Pflanzenkrankheiten ausbreiten können und man war froh, als die keimtötende Wirkung von Quecksilber bekannt wurde. Die Beizung wurde später jährlich auf 130 bis 200 Gramm pro Hektar begrenzt. Seit 1981 ist die Saatgutbeizung mit Quecksilber verboten. Die Belastung der Böden in der Elisabethaue (höchster ermittelter Wert: 0,4 mg/kg Boden) bleibt noch lange erhalten oder wird verschleppt und damit verdünnt. Eine direkte Gefahr für Menschen ist nicht zu befürchten, weil Quecksilber im Boden fest gebunden ist und von den Pflanzen nur in Spuren aufgenommen wird. Tiere fressen unsauberes Futter mit Bodenanhaftungen und es können Belastungen der inneren Organe (Lebern, Nieren) auftreten. Weitere interessante Elemente wären in Pankow das kanzerogene Spurenelement Cadmium und das Chrom. Ich warte auf das Interesse der Leser. Metz

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