Liebe Leser,
dass ältere Leute in Brandenburg mit den vorhandenen Maßnahmen in der Pflege nicht ausreichend versorgt werden können, ist bekannt. Dass diese Versorgungslücke allein in diesem Bundesland bis zum Jahr 20130 auf 19000 Pflegekräfte ansteigen soll, ist alarmierend!
Um Lösungsansätze zu finden, veranstaltete die Fachstelle Altern und Pflege im Quartier einen Workshop, den ich am 14.März besuchte und von dem ich heute berichte. Sehen Sie die Zusammenfassung HIER auf meiner Webseite oder unten.
Viel Spaß beim Lesen!
Anna Maria Heinze
Demografie-Workshop am 14. März 2018 in Nauen
FAPIQ – die Fachstelle für Altern und Pflege im Quartier – wurde vom Land Brandenburg ins Leben gerufen, um Initiativen zu unterstützen, die es Senioren ermöglichen, in ihrer eigenen Umgebung alt zu werden.
FAPIQ unterstützt alle, die Brandenburg altersgerecht gestalten wollen und trägt dazu bei, Initiativen und Menschen vor Ort bei der Entwicklung und Realisierung alternsfreundlicher Lebensräume zu unterstützen. In diesem Zusammenhang bietet FAPIQ u.a. Beratung zu und Begleitung bei Projektideen und -umsetzungen an. Auch ich lasse mich von den Beratern bei FAPIQ in Verbindung mit der Idee der Senioren-WG unterstützen (siehe Newsletter Dezember 2017).
Die Brandenburger Fachkräftestudie Pflege prognostiziert zum Jahr 2030 eine Versorgungslücke von 19000 Pflegekräften. Ältere Leute werden in der nahen Zukunft durch die herkömmlichen Lösungen in der Pflege einfach nicht mehr unterstützt werden können. Schon jetzt herrscht ein Mangel an Pflegepersonal und eine Besserung ist mit den momentanen Maßnahmen nicht abzusehen. Auf die Politik und Lösungen „von außen“ möchten sich viele dabei nicht verlassen. Was gebraucht wird, ist eine neue Ausrichtung von Pflege und ein neuer Ansatz der Zusammenarbeit unter Nachbarn und in den Gemeinden.
Der von FAPIQ organisierte Demografie-Workshop am 14.03. in Nauen gab allen Interessierten die Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten zu unterhalten, zu vernetzen und Lösungsansätze für die Zukunft zu finden. Neben mir kamen auch Vertreterinnen und Vertreter aus den kommunalen Verwaltungen, aus der Wohnungs-, Sozial- und Gesundheitswirtschaft, Vereine und Initiativen sowie Ehrenamtliche und weitere interessierte Akteurinnen und Akteure zu der Veranstaltung.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den Landkreisen Havelland, Oberhavel, Ostprignitz-Ruppin, Potsdam und Prignitz einte der Wunsch zu diskutieren, wie vor Ort alternsgerechte Strukturen, Vernetzungen und Angebote aufgebaut werden können. Neben dem Thema „Wohnen im Alter“, welches für mich das Interessanteste war, gab es auch Thementische und Diskussionsrunden zu den Themen „Alltagsunterstützende Angebote“, „Kommunale Altenhilfeplanung“ und „Entwicklung lebendiger Quartiere“.
In der Runde „Wohnen im Alter“ entstand eine lebendige Diskussion, die sich um den Kernpunkt der Vereinsamung älterer Menschen im eigenen Haus drehte. Als Beispiel wurde eine ältere Frau genannt, die in einem kleinen Dorf auf dem Land allein in Ihrem eigenen Haus lebt. Ihr Mann ist vor einiger Zeit gestorben; sie geht immer weniger aus dem Haus, kommt immer schwerer mit den Treppen im Haus und der Bewirtschaftung des Gartens zurecht. Die zentrale Frage der Diskussion war: „Wie kann man dieser Dame helfen, weiter selbstständig zu Hause leben zu können?“ An der Reaktion der Teilnehmer war erkennbar, dass jeder schon mehrmals mit ähnlichen Situationen konfrontiert war und sich die gleiche Frage schon oft gestellt hat. Schnell wurde klar, dass die 20 Minuten, die für dieses Gespräch angesetzt waren, bei Weitem nicht ausreichen würden, um auch nur Ansatzweise eine Lösung zu finden. Vorschlägen wie ein warmer Mittagstisch in der Gemeinde, eine mögliche Wohngemeinschaft im Haus der Dame oder Umbaumaßnahmen, um das Haus altersgerecht zu gestalten, ging eine zentrale Frage voraus: Wie kommt man überhaupt erst einmal an die Dame heran? Es wurde besprochen, dass auch auf dem Land die Nachbarschaften immer anonymer werden, das ältere Leute oft von den Hilfsangeboten in ihrer Nähe gar nichts wissen und das Gefühl haben, sie müssten alles alleine meistern.
Gleichzeitig wurde argumentiert, dass es auch an den Senioren selber liegt, sich beizeiten Freundschaften und ein soziales Netzwerk aufzubauen, um später nicht zu vereinsamen. Zwar gibt es Angebote von Seniorentreffs und anderen kulturellen Einrichtungen (diese haben dann auch Informationen zu weiteren Hilfsangeboten), diese werden aber von
manchen Menschen einfach nicht genutzt. Es wurde deutlich, dass den vielfältigen Herausforderungen des demografischen Wandels nur vernetzt und miteinander begegnet werden kann. Das Gemeinschaftsdenken muss wieder erweckt und nachbarschaftliche Hilfe gefördert werden.
Schließlich wurden mehrere Vorschläge festgehalten, wie Senioren mehr mit den Menschen in Ihrer Gemeinde zusammen gebracht werden könnten. Dazu gehörten z.B. Nachbarschaftsfeste oder ein zentraler Treffpunkt für alle Generationen in der Gemeinde.
FAPIQ schließt auf Wunsch der Teilnehmerinnen und Teilnehmer im April zwei Praxismodule zu den Themen „Lebendige Quartiere“ und „Alltagsunterstützende Angebote“ an. Hier können Kenntnisse vertieft, Finanzierungsmöglichkeiten erörtert und Möglichkeiten der praktischen Umsetzung weiter diskutiert werden. Auch ich werde mich weiter damit auseinandersetzen und bin genauso gespannt auf die Fortsetzung wie Sie!
Wenn Sie zu diesen Themen Fragen oder Hinweise haben, schreiben Sie mir gerne oder rufen Sie mich an!
Ihre Anna Maria Heinze
Anna Maria Heinze
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