Ausdauersport und Intervalltraining schützen am besten vor dem Altern

Was bremst den Alterungsprozess des Menschen am besten, Ausdauersport oder Krafttraining? Dieser viel diskutierten Frage sind der Kardiologe Dr. Christian Werner und Kollegen vom Universitätsklinikum des Saarlandes Homburg/Saar in einer aktuellen wissenschaftlichen Studie nachgegangen und dabei zu der Antwort gelangt: Moderater Ausdauersport und hochintensives Intervalltraining sind reinem Krafttraining in dieser Hinsicht überlegen. Die Deutsche Herzstiftung hält die Ergebnisse dieser Untersuchung für so bedeutend bei der Prävention von Herzkrankheiten, dass sie die Arbeit bereits mit ihrem Wilhelm P. Winterstein-Preis in Höhe von 10.000 Euro auszeichnete.

„Moderate und regelmäßige Ausdauerbewegung bremst den Alterungsprozess der Zellen im Gefäßsystem und erhöht so den Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Joggen und Intervalltraining sind dabei dem Krafttraining anscheinend deutlich überlegen“, fasst Dr. Werner die Erkenntnisse seines Forscherteams zusammen. Allerdings verbessern alle Trainingsformen die körperliche Fitness, räumt der Herzspezialist ein. Den Ausschlag für das Ausdauertraining geben demnach die dadurch geförderte Aktivierung des Enzyms Telomerase sowie die Steigerung von bestimmten Proteinen, welche die sogenannten Telomere erhalten und schützen, in den Blutzellen der Probanden.

Weniger wissenschaftlich ausgedrückt bedeutet das Folgendes: Als Telomere werden die kleinen Enden der Erbgutträger, der Chromosomen, in den Zellen bezeichnet. In ihnen soll die „Uhr des Lebens“ ticken. Wie das? Im Laufe des Alterungsprozesses verkürzen sich die Telomere immer mehr. Konsequenz: je kürzer ein Telomer – desto älter die Zelle. Am Ende dieses Telomer-Schrumpfungsvorgangs teilt sich die nunmehr „greise“ Zelle dann gar nicht mehr und stirbt. Anders ausgedrückt könnte man auch sagen, nicht die Zahl der Jahre bestimmt unser Alter, sondern die Länge der Telomere in unseren Zellen.

Mit regelmäßigem moderatem Ausdauersport lässt sich dieser Alterungsprozess der Zellen und damit unseres Organismus am besten verlangsamen, stellten die Wissenschaftler um Dr. Werner in ihrer Untersuchung fest. Sie wiesen in einer Trainingsstudie eine erhöhte Telomeraseaktivität bei moderatem Ausdauertraining und intensivem Intervalltraining nach, nicht hingegen bei intensivem Krafttraining. Zur Erinnerung: Telomerase heißt das Enzym, welches der Verkürzung der Chromosomenenden (Telomeren) im Rahmen der Zellteilung entgegenwirkt.

Daraus leitet Herzspezialist Dr. Werner folgende Empfehlung ab: „Gesunde Menschen können sich durch regelmäßige Ausdauerbewegung vor Herzkrankheiten schützen. Dabei sollte Krafttraining ergänzend zu Ausdauertraining durchgeführt werden, nicht aber als Ersatz dafür.“ Diese Aussage lässt sich demnach auch auf andere altersbedingte körperliche Veränderungen und Krankheiten, wie etwa Diabetes, ausweiten.

Aufgrund der Fortschritte in der Telomer-Forschung halten es Wissenschaftler übrigens unterdessen für theoretisch möglich, die Telomer-Verkürzung und mit ihr den Prozess des Alterns verlangsamen zu können. Der Optimismus hierbei geht sogar so weit, dass bekannte Telomer-Forscher inzwischen prognostizieren: In 20 Jahren werden wir das Altern verhindern und sogar eine Verjüngung erreichen können. Bis dahin müssen wir aber noch mit Ausdauersport, Intervall- und auch Krafttraining etwas für unser Wohlbefinden tun.

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