Mit 66 Jahren…

da fängt das Leben an, aber leider nicht für Jeden.

Im Fernseher sehe ich bei RTL den Spendenmarathon für Kinder,

auf SAT1 läuft die Spendengala „Ein Herz für Kinder“, die UNICEF

ruft zu Spenden für Kinder auf, das SOS-Kinderdorf bittet um

Spenden für notleidende Kinder, das Deutsche Kinderhilfswerk

schließt sich an, genauso wie die Ärzte ohne Grenzen sowie noch

etliche andere Institutionen oder Hilfsprojekte für Kinder.

Fernseher aus, Lektüre an: Die Ostsee-Zeitung weist auf eine

Sammelaktion für Kinder hin, die Badische Zeitung berichtet über

Apotheker, die für Kinder spenden und in der Braunschweiger

Zeitung freut man sich über eine Spende in Höhe von einer Million

Euro für den Kampf gegen Kinderarmut.

 

Neulich war ich – mit meinen 66 Jahren – besuchsweise in einem

Altenheim. Eine wahrliche Schockerfahrung für mich, die mir Angst

macht. Völlig überforderte (und vermutlich total unterbezahlte)

Hilfskräfte kümmerten sich notgedrungen oberflächlich um eine

übermächtige Vielzahl von sich inzwischen wohl selbst aufgegebenen

alten Menschen, die von der Familie alleine gelassen und einfach auf

ihr letztes Abstellgleis geschoben wurden. Dabei sind diese Leutchen

nicht auf irgendwelche Spendengelder aus, ihnen reicht ein kurzes

Gespräch, einmal das Kissen aufschütteln, einmal über das Haar streicheln.

Als ich letztlich das Seniorenheim mit sehr unguten Nachgefühlen verließ,

frug ich mich selbst weshalb die Gesellschaft eigentlich die Jugend fördert

um sie im Alter sich selbst zu überlassen.

Mein Fazit: In den wenigen Augenblicken sind wir beim Lesen dieses

Artikels alle nicht jünger geworden, sondern ein paar wenige Minuten älter.

Helfen wir weiter den Kindern, aber vergessen wir bitte nicht die Alten.

Liebe Grüße

Detlef Schöne

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1 Kommentar

    • Detlef Schöne auf 16. Januar 2018 bei 23:14

    Sorry, aber nach meinen neuesten Erkenntnissen möchte ich meinen Leserbrief „Mit 66 Jahren…“ noch wie folgt ergänzen:

    Dienstagnachmittags trafen sich bisher die Senioren der Köln-Riehler Heimstätten im Festsaal zum Bingo-Abend. Eine Karte kostete zwischen 0,50 und 1,25 Euro. Wer als erstes die richtigen Zahlen hatte, erhielt den Hauptgewinn, der irgendwo zwischen einer Tafel Schokolade oder maximal einer Schachtel Pralinen lag. Doch die Sozialbetriebe Köln (SBK) haben diesen Spielbetrieb kürzlich untersagt und eingestellt, weil es sich nach Einschätzung von Juristen bei diesen Spielabenden im Seniorenheim um ein illegales Glücksspiel handelt.

    Natürlich waren die alten Leutchen frustriert und sahen sich einer allseits beliebten Geselligkeit beraubt. Zum Glück half der Stadtdirektor und der zuständige Ordnungsdezernent aus, es darf weiter „gezockt“ werden! Möglich machte es allerdings erst der „Erlass des Ministeriums für Inneres und Bundesangelegenheiten des Landes Schleswig-Holstein zu § 18 des Glücksspielstaatsvertrages vom 15. Dezember 2011″ – hier ist für das Glücksspiel eine Abstufung nach Einsatzhöhen festgeschrieben.
    Die SBK – und alle anderen Seniorenheime – müssen dem Ordnungsamt der Stadt Köln nur die genauen Termine der Bingo-Events mitteilen. Die Genehmigungen werden dann unbürokratisch erteilt, ist aus dem Ordnungsamt zu hören.

    Ende gut, alles gut? Meiner Meinung nach nicht, mir fehlt da gerade wieder einmal die Vorsorge für die ältere Bevölkerung. Liebe Grüße – Detlef Schöne

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