Tapas – allein das Wort weckt bei vielen Menschen Erinnerungen an oder Assoziationen mit Spanien, Urlaub, Sonne, Wohlbefinden. Tatsächlich sind diese Snacks für zwischendurch, und nichts anderes sind Tapas eigentlich, aus den Essgewohnheiten der Spanier bis heute nicht wegzudenken. Sie sind für die Menschen dort gleichermaßen Lebensart, Form der Geselligkeit und kulinarische Tradition – ebenso wie für die zahlreichen Spanienbesucher. Vom Ursprung der Tapas wissen allerdings die wenigsten und die Herkunft dieser Essgewohnheit ist auch alles andere als gesichert.
Eine der am häufigsten erzählten Geschichten über das Entstehen der kleinen Mahlzeiten geht zurück auf das 12. Jahrhundert und rankt sich um den König Kastiliens, Alfons X. mit dem Beinamen „der Weise“. Ihm sollen seine Ärzte zur Behandlung einer Krankheit des Monarchen geraten haben, gegen den „kleinen Hunger bzw. Durst zwischendurch“ ein Gläschen Wein zusammen mit kleinen Häppchen zu sich zu nehmen. Als der König durch diese Kur geheilt wurde, soll Alfons X. dies allen seinen Untertanen verordnet haben.
Als wahrscheinlicher gilt hingegen die Erklärung, dass die Tapas „erfunden“ wurden, um die Wirkung des in Spanien geliebten Weins auf nüchternen Magen abzuschwächen. Dazu passt die Erzählung von den Edelleuten in der Gefolgschaft des spanischen Königs Carlos I., auch bekannt als Karl V. des Heiligen Römischen Reiches im 16. Jahrhundert, die ihren den heißen spanischen Temperaturen geschuldeten Durst mit zu viel Wein löschten und infolgedessen ausfielen oder ausfallend wurden. Diese Herrschaften, die überwiegend aus Flandern und dem heutigen Deutschland stammten, kannten als Durstlöscher bis dahin vor allem Bier. Mit dem Wein kamen sie in der Hitze nicht zurecht, was sich zu einem Problem auswuchs. Deshalb soll damals von höchster Stelle entschieden worden sein, dass den Edelleuten zu jedem Glas Wein zuvor kleine Häppchen serviert werden, um zu schneller Trunkenheit vorzubeugen.
Ähnlichen Inhalts ist die Variante mit den spanischen Landarbeitern, die bei ihrem kräftezehrenden Schuften auf den Feldern zwischendurch etwas gegen Durst und Hunger zu sich nehmen mussten. Zu viel Wein hätte ihre Arbeitsleistung ebenso vermindert wie zu große Mahlzeiten. So soll die Kombination von kleinen Schlucken Wein mit den Tapas entstanden sein.
Mehr auf den eigentlichen Inhalt des spanischen Worts Tapa, zu Deutsch „Deckel“, geht die Theorie zurück, dass man Weingläser zunächst mit einer Scheibe Brot oder einem Stück Schinken bedeckt habe, um zu verhindern, dass das edle Nass durch Sand oder Ungeziefer verunreinigt wird. Daraus soll sich dann im Laufe der Zeit die Tapas-Kultur entwickelt haben, die auch heute noch für die Spanier wichtiger Bestandteil ihres typischen Lifestyle ist. Dazu gehört unter anderem, das Abendessen erst gegen 22 Uhr einzunehmen und die Zeit bis dahin mit den köstlichen Kleinigkeiten der Tapas zu überbrücken. So werden in Spaniens Bars und Restaurants weiterhin zwischen 11 und 14 Uhr sowie abends von 17 Uhr bis 22 Uhr Tapas verzehrt.
Und da sich inzwischen herumgesprochen hat, insbesondere auch bei den Touristen, wie lecker diese Fleischspieße, Hackfleischbällchen, marinierten Paprika, Pflaumen oder Datteln im Schinkenmantel, Meeresfrüchte etc. schmecken, gibt es diese Köstlichkeiten der spanischen Küche unterdessen auch nicht mehr allein in Form von kleinen Snacks, sondern auch in größeren Portionen als „Media ración“ oder komplette „Ración“ bzw. als „Plato combinado“, die in geselliger Runde verzehrt wird.
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