Geniestreich eines ehemaligen Kofferträgers – der Waldorf-Salat

Äpfel, Sellerie und Walnusskerne in einer frischen Sauce mit Mayonnaise und/oder Sahne – fertig ist eines der berühmtesten und schmackhaftesten Gerichte der Welt: der Waldorf-Salat. Kreiert wurde er von Oscar Tschirky anlässlich der Eröffnung des später weltberühmten Hotels Waldorf=Astoria an der Stelle, wo heute das Empire State Building steht. Und nein, das Zeichen = ist kein Tippfehler, sondern die korrekte Schreibweise der damaligen Luxusherberge an der Ecke 5th Avenue und 33. Straße in New York. Denn zum Waldorf=Astoria wurde das Hotel erst, nachdem neben dem 1893 eröffneten „Waldorf“ vier Jahre später ein zweites Hotel namens „Astoria“ entstand. Beide Gebäude waren durch einen überdachten Gang verbunden, der schnell den Spitznamen „Peacock Alley“ bekam, weil auf ihm die Schönen und Reichen wie die Pfauen zu paradieren pflegten. Diesen Übergang soll der doppelte Bindestrich = symbolisieren.

Die Geschichte des Waldorf=Astoria ist aber nicht nur eng verbunden mit den Namen seiner Erbauer William Waldorf Astor und seinem Cousin John Jacob Astor IV., welche die beiden Gebäude zusammenführten zu jenem luxuriösen Hotel, das zu seiner Zeit als das größte und zugleich eines der mondänsten der Welt galt. Zu dem blendenden Renommee des Hauses trug wesentlich auch sein Küchen- und Restaurant-Chef Oscar Tschirky bei, der sich schon bald den ehrerbietigen Beinamen „Oscar of the Waldorf“ verdiente. Er blieb rund 60 Jahre lang Maître d’hôtel im Waldorf=Astoria, auch nach dessen Umzug an seinen heutigen Standort zwischen Park Avenue und Lexington Avenue.

Dabei war Tschirky eine solche Position beileibe nicht in die Wiege gelegt. Denn er kam als Kind armer Schweizer Auswanderer nach New York. Doch dort legte er die klassische „Tellerwäscher-Karriere“ hin, die auch heute noch den „amerikanischen Traum“ symbolisiert: Vom Kofferträger stieg er auf zum Kellner in einem der damals elegantesten Restaurants von „Big Apple“, zu dessen Gästen die vornehmsten Familien der Stadt gehörten. Über sie soll Oscar dann den Kontakt zum Waldorf bekommen haben, wo er sich in der Folge einen Namen als hervorragender Küchenchef machte.

Bis heute am bekanntesten unter seinen Kreationen, von denen viele den Weg in das Kochbuch „Cook Book by Oscar of the Waldorf“ fanden, blieb eben sein frischer Waldorf-Salat. Dieser klassische Wintersalat trat in den 1960er Jahren auch den Siegeszug bei europäischen und deutschen Büffets an.

Im Laufe seiner inzwischen mehr als hundertjährigen Geschichte entstanden einige Variationen von Tschirkys ursprünglicher Kreation: Neben den Walnusskernen, die anfangs nicht dabei waren, wurden Ananas- oder Mandarinenstücke hinzugefügt, beim Dressing ersetzte man die Mayonnaise mehr oder weniger durch Sahne bzw. Joghurt und gab noch etwas Zitronensaft hinzu. Doch gleich in welcher Abwandlung, bis heute hat der Salat, der früher vor allem der „Hautevolee“ vorbehalten war, nichts von seiner Frische und Schmackhaftigkeit verloren. Und ist dabei so einfach zubereitet. Wohl bekomms!

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