Prof. Dr. Dr. Reinhart Metz i. R. beschäftigt sich seit etwa 40 Jahren mit der Belastung unserer Rieselfelder durch Schwermetalle. In diesem Zusammenhang erfahren wir von ihm einiges über die Entwicklung der Hygiene und der dabei auftretenden Probleme in einer Großstadt wie Berlin.
Als Mitte des vorigen Jahrhunderts mit dem Aufschwung des Kapitalismus die Städte wuchsen, war damit eine Konzentration der Produktion und der Konsumtion verbunden. Während hygienische Forderungen ständig stiegen, sank die Ekelschwelle der Menschen mit zunehmender Zivilisation. Berlin war zu dieser Zeit eine schmutzige, stinkende Stadt. Kein Komponist wäre auf den Gedanken gekommen dem üblen Geruch der sprichwörtlichen „Berliner Luft“ im Viervierteltakt zu huldigen. Auch andere europäische Städte standen Berlin in nichts nach. Victor Hugo (1802 – 1885) schrieb Mitte des vorigen Jahrhunderts in seinem Roman „Die Elenden“: „Paris wirft alljährlich 25 Millionen ins Wasser und zwar im buchstäblichen Sinne.- Wie und wann? Bei Tag und Nacht.- Zu welchem Zweck? Ohne Zweck.- Mit welchem Gedanken? Ohne Gedanken.- Warum denn? Um nichts.- Durch welches Werkzeug? Durch seine Eingeweide.- Welches sind die Eingeweide von Paris? Seine Kloaken.“ Er schließt diesen Gedanken: „Wer die Stadt das Feld düngen lässt ist des Erfolges sicher. Wenn unser Geld Mist ist, ist unser Mist Gold.“ Besser ist das Verhältnis von Ökonomie und Ökolgie in dieser Zeit nicht auszudrücken. In den 70er Jahren des 19. Jhd. hatten wir die Rinnsteinentwässerung. Die Fäkalien wurden mit Wasser in die Spree gespült. Dies bedeutete eine hygienische Belastung durch Krankheitskeime wie Ruhr und Typhus, sowie Fliegen, Ratten und Gestank und eine Belastung der Brunnen und des Grundwassers, da 70% der Abwässer in ebenem Gelände versickerten. Die erste Wasserleitung 1852 verschlechterte die hygienische Situation, da es keine Ableitung der Abwässer gab. J.v.Liebig: „Ein Volk verarmt, wenn es seine Düngestoffe in die Flüsse leitet.“ Diese problematische Situation war Auslöser und Anstoß für die Geburtsstunde der Rieselfelder. Darüber werden wir im nächsten Heft mehr erfahren.
Rieselfelder (1): 140 Jahre Berliner Rieselfelder (1/2)
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