
Die in Berlin verwurzelte Schriftstellerin und Verlegerin Tilly Boesche-Zacharow, die auch das kulturelle Leben in Reinickendorf über Jahrzehnte mitprägte, ist am 19. Juni 2025 im Alter von 97 Jahren verstorben. Dr. h.c. Tilly Boesche-Zacharow lebte seit 1968 mit ihrer Familie in Frohnau und schrieb das “Frohnau-Lied”, welches von Johannes Richter vertont wurde.
Als Gründerin des Mathilde & Norbert Boesche Verlags machte sich Boesche-Zacharow nicht nur einen Namen als engagierte Publizistin, sondern setzte sich mit besonderem Nachdruck für die Erinnerung an jüdisches Leben in Berlin – insbesondere auch in Reinickendorf – ein. Zwei ihrer herausgegebenen Werke tragen diesen Bezug sogar im Titel: „Liebe Grüße an Frl. Ilse“ (2003) und „Ich denke oft an Onkel Franz“ (2004) dokumentieren jüdische Schicksale aus unserem Bezirk. Mit über 280 veröffentlichten Romanen, acht Lyrikbänden und zahlreichen Sachbüchern war sie eine produktive Autorin, die sich nie auf ein Genre festlegen ließ.
Besonders wichtig war ihr die Wiederbelebung der deutschsprachigen Exilliteratur in Israel, deren Autorinnen und Autoren sie eine Stimme und eine Plattform gab – auch lange, nachdem viele von ihnen vergessen worden waren. Ihr Lebenswerk wurde 2016 mit dem Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Die Reinickendorfer Kulturszene verliert mit Tilly Boesche-Zacharow eine unabhängige Denkerin, eine unermüdliche Förderin der Literatur – und eine Frau, die der Erinnerung ein Zuhause gab.
Eluise Groszkopf