Pressemitteilung des Register Reinickendorf für das Jahr 2017
Im Jahr 2017 dokumentierten ReachOut, die Beratungsstelle für Opfer rassistischer und rechter Gewalt, und die Register in den Berliner Bezirken Angriffe und Vorfälle, die einen rassistischen, antisemitischen, homophoben oder diskriminierenden Hintergrund hatten. Unter Vorfällen, die bei den Registern aufgenommen werden, sind neben Gewalttaten auch Propagandaaktivitäten, wie das Anbringen von Aufklebern, Plakaten oder Sprühereien gefasst. Darüber hinaus werden auch Veranstaltungen und Beleidigungen gefasst, die einmal jährlich qualitativ ausgewertet werden.
Für das Jahr 2017 haben die Registerstellen 2800 Vorfälle mit extrem rechtem, rassistischem, antisemitischem, lgbtiq*feindlichem, sozialchauvinistischem oder behindertenfeindlichem Hintergrund dokumentiert. Im Durchschnitt wurden pro Tag 7,6 Vorfälle aufgenommen. In 57 Prozent der Fälle handelte es sich um Propaganda. Die Hauptmotive waren Rassismus (859), Rechte Selbstdarstellung (587) und Antisemitismus (573).
In Reinickendorf stiegen die gemeldeten Vorfälle von 68 auf 107 im Jahr 2017 an, was auf die stärkere Etablierung und Professionalisierung des noch jungen Registers im Bezirk zurückzuführen ist. Im Vergleich zu anderen Bezirken wurden aus Reinickendorf besonders viele Fälle mit dem Motiv Antiziganismus gemeldet. Die Ausleuchtung des bisher großen Dunkelfeldes in diesem Bereich hängt damit zusammen, dass mit dem Trägerwechsel zu Aufwind e.V. ein enger Austausch mit Mitarbeiter_innen aus diesem Themenfeld stattfindet.
Zum Beispiel:
2. Mai 2017
Antiziganistische Diskriminierung bei Saturn im Märkischen Viertel
Ein Mitarbeiter von Saturn im Märkischen Viertel weigerte sich, einer Roma-Familie einen Fernseher zu verkaufen. Der Mitarbeiter sagte zu ihnen: „Wer kein Deutsch kann, darf hier keinen Vertrag unterschreiben.“ Dabei war die Familie extra in Begleitung eines deutschsprachigen Sozialarbeiters erschienen, um eine Übersetzung sicherzustellen. Dass der Verkäufer dennoch nicht zu einem Geschäftsabschluss bereit war, ist eine diskriminierende Vertragsverweigerung.
Im Jahr 2017 gab es in Reinickendorf 10 Angriffe. Damit blieb die Zahl der Angriffe auf dem hohen Niveau der Vorjahre.
Zum Beispiel:
5. Juli 2017
Antimuslimischer Angriff auf eine Frau in Reinickendorf-Ost
Eine 28-jährige Frau wird gegen 17.00 Uhr am Letteplatz in Reinickendorf-Ost von einer 54-jährigen Frau antimuslimisch beleidigt. Der 28-Jährigen wird das Kopftuch herunter gezogen und ihr wird mehrmals auf den Kopf geschlagen.
Weitere Zahlen finden Sie im Jahresbericht unter: www.berliner-register.de/reinickendorf
In den letzten Jahren sind in allen Berliner Bezirken Registerstellen eingerichtet worden. Das Register Reinickendorf ist neben dem Register Steglitz-Zehlendorf eine der jüngsten Registerstellen. Das Register Reinickendorf nahm im Juli 2015 seine Arbeit auf. Anfangs war die Registerstelle bei der ver.di Jugendbildungsstätte in Konradshöhe angesiedelt. Durch die Schließung und den Abriss der Bildungsstätte Anfang 2017 musste auch eine neue Lösung für das Register her. Seit April 2017 hat Aufwind e.V., ein Verein, der im Berich der Schul- und Familiensozialarbeit tätig ist, die Trägerschaft übernommen.
Johanna Herzog, die Koordinatorin des Register Reinickendorfs, sieht in dem Trägerwechsel eine Chance: „Durch den Wechsel zu Aufwind e. V. können wir ganz andere Formen von Diskriminierung im Alltag sichtbar gemacht werden, zum Beispiel die Verweigerung von Leistungen durch Ämter oder Dienstleistungsanbieter. Diese Diskriminierung hat auch vorher stattgefunden. Jetzt gibt es durch die Dokumentation in der Chronik aber die Möglichkeit, genauer hinzuschauen und gegenzusteuern.“
Die Auswertung aller Berliner Register finden Sie online unter: http://berliner-register.de/content/auswertung-der-vorf%C3%A4lle-der-berliner-register-f%C3%BCr-das-jahr-2017
Mit freundlichen Grüßen
Johanna Herzog
Koordinierungsstelle des Register Reinickendorf
c/o Aufwind – Verein für Aufsuchende Erziehungshilfen e.V.
Vierwaldstätter Weg 7, 13407 Berlin
Telefon: 030 319 89 12 – 00
E-Mail: register [at] aufwind-berlin.de
Website: www.berliner-register.de/reinickendorf