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Stauf´s Kolumne Juni 2016

Liebe Leser, was möglicherweise nach Redaktionsschluss noch alles an Häme und Beleidigungen über den türkischen Ministerpräsidenten Erdogan ausgekippt wurde, kann ich nicht sagen. Fest aber steht, dass nicht nur Böhmermann mit seinem Schmähgedicht die Grenzen des Erträglichen weit überschritten hat, sondern auch die niederländische  Zeitung „De Telegraaf“  mit ihrer Karikatur, die Erdogan als Affen darstellt. Nun gebe ich zu, dass ich im Spannungsverhältnis von Satiren und Karikaturen einerseits und der grundgesetzlich geschützten Meinungsfreiheit andererseits durchaus eine angreifbare Position vertrete, weil für mich die Meinungsfreiheit ganz schnell da endet, wo sie in Ehrverletzungen und Beleidigungen ausartet. So verurteile ich Westergaards Mohammedkarikaturen und die von Charlie Hebdo ebenso, wie Karikaturen über den Holocaust und auch letztlich die über Erdogan. Nach meiner Ansicht kann und darf Satire eben nicht alles. Und nun scheinen nach dem Lied „Erdowie, Erdowo, Erdogan“ sämtliche Dämme hinsichtlich der Verunglimpfung Erdogans gebrochen zu sein. Es ist so, als ob europaweit mit einem Mal plötzlich der Druck aus dem Kessel abgelassen wurde. Schön, dieser Mann ist auch nicht gerade mein Lieblingspolitiker, dafür hat er sich in den letzten Jahren viel zu viel geleistet. Aber kann es nicht sein, dass es gar nicht so sehr um Erdogan selbst geht? Wird mit der breiten öffentlichen Zustimmung zu diesen Karikaturen und Gedichten nicht zum Ausdruck gebracht, dass die Türken hierzulande nicht sonderlich gut gelitten sind ? Dürfen wir das jetzt endlich öffentlich äußern, in dem wir ganz bewusst den Sack und nicht den Esel schlagen, ohne dass uns daraus ein Vorwurf gemacht werden kann? Wenn dem so ist, wäre das verdeckte Antipathie –  Rassismus will ich es noch nicht nennen – gegenüber einem ganzen Volk. Warum das sein könnte, wenn es so ist, steht auf einem anderen Blatt, aber ich glaube, liebe Leser, Sie ahnen schon, was ich meine. Und ich dachte, dass wir nach 1945 immer nur die Guten sind. Herzlichst IHR Ulrich Stauf

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