Das älteste Wohnhaus in Heiligensee
Das von der Straße zurückgesetzte Haus Alt-Heiligensee 71 ist möglicherweise das älteste erhalten gebliebene Wohngebäude des Ortes. Es handelt sich um eines der in alter Zeit üblichen „giebelständigen“ (d.h. mit dem Giebel zur Straße stehenden) Fachwerkhäuser, und zwar um ein „Märkisches Mittelflurhaus“ oder „Dieleneingangshaus“. Bei solchen Häusern bildeten der Wohnteil und der Stall ursprünglich eine Einheit; von der in der Mitte des Giebels befindlichen Hauseingangstür führte ein Längsflur durch das ganze Gebäude und erschloss den Wohn- und Stallteil. Das hiesige Haus ist im Laufe der Jahre stark verändert worden. So wurde der Stallteil abgerissen, und rechts neben dem Haus enstand ein gesondertes Stallgebäude. Die aus Fachwerk bestehenden Außenwände sind seit langem massiv unterfangen. Das Baujahr des Hauses ist unbekannt, kann aber auf die Regierungszeit König Friedrichs des Großen (1740-86) geschätzt werden . Möglicherweise war hier ein kleiner Kossätenhof. Um 1840 gehörte dieser dem Weber Gericke, der allerdings nicht als Kossät, sondern nur als Bünder bezeichnet wurde. 1843 ließ dieser in den hinteren Teil des Hauses eine Küche einbauen, wodurch der bisherige Längsflur unterbrochen wurde. Im Auftrag von Friedrich Gericke wurde 1879 anstelle des Fachwerkstalls das heute vorhandene massive Stallgebäude erbaut; 1894 ließ er vor das Wohnhaus auf der Straßenseite den massiven Giebel setzen, dessen Stuckornamentik nicht mehr vorhanden ist.
Text: Klaus Schlickeiser Spaziergänge in Heiligensee Ausgabe1984.
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