Einer der Lebensbereiche, um den sich besonders viele Mythen, Halbwahrheiten und Irrtümer ranken, ist der Schlaf. Wer kennt nicht die überlieferten Regeln, nach denen der Schlaf vor Mitternacht der beste sein soll, für die Gesundheit wenigstens soundso viele Stunden Schlaf pro Tag notwendig sind und man für einen guten Schlaf nicht mehr nach einer bestimmten Uhrzeit abends essen darf. Stimmt das und was bedeutet eigentlich „gut schlafen“?
Schlaf ist eines der elementaren Grundbedürfnisse des Menschen. Das merkt man gleich, wenn es nicht auseichend befriedigt wird. Denn dann sind wir sowohl körperlich als auch geistig weniger leistungsfähig. Nicht umsonst bezeichnet der Volksmund einen ausgesprochen cleveren Menschen auch als „besonders ausgeschlafen“. Dagegen sprechen wir zum Beispiel von einem „Montagsfabrikat“, wenn ein Produkt nicht seine Funktion erfüllt oder wegen technischer Probleme häufig in Reparatur muss. Dabei wird unterstellt, dass der Gegenstand nach dem Wochenende von „Unausgeschlafenen“ produziert wurde.
Gesunder Schlaf hingegen bedeutet Regeneration und allgemeines Wohlbefinden. Während des Schlafs schaltet der menschliche Körper in einen Entspannungsmodus, in dem lebenswichtige Vorgänge im Vergleich zum Wachzustand „heruntergefahren“ werden: So verlangsamt sich der Herzschlag, der Blutdruck sinkt, Stoffwechsel und Körpertemperatur nehmen ab. Gleichzeitig startet der Körper umfangreiche „Reparatur“-Aktivitäten, die Haut regeneriert sich, Wachstumshormone bauen Muskelkraft sowie Knochendichte auf und das Immunsystem wird für neue Herausforderungen fit gemacht. Derweil verarbeitet das Gehirn neue Eindrücke und das Nervenkostüm wird gestärkt. Nach einem solchen gesunden Schlaf erwachen wir frisch und voller Tatendrang.
Doch diese Erholung ist vielen Menschen nicht gegeben, Ärzte werden mit immer mehr Klagen über Schlafprobleme konfrontiert. Nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehören Schlafstörungen zu den vier großen medizinischen Herausforderungen der kommenden 50 Jahre. Doch wann leidet man wirklich unter gesundheitsgefährdenden Schlafstörungen und was lässt sich dagegen tun? Zunächst weiß die aktuelle Schlafforschung, dass das individuelle Schlafbedürfnis von Menschen unterschiedlich ist: Es wird bei Erwachsenen zwischen sechs und neun Stunden pro Nacht eingeordnet. Mit weniger als sechs Stunden sollen nur wenige Menschen auskommen.
Inwieweit können wir selbst die Voraussetzungen für einen erholsamen Schlaf schaffen? Dazu haben die Schlafforscher einige wirklich goldene Empfehlungen. Die erste entspricht dem alten Kindergebet „müde bin ich, geh‘ zur Ruh“, will sagen, dass man erst zu Bett geht, wenn man wirklich müde ist. Wie lange man dann am besten schläft, ist tatsächlich von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Für Schlafforscher ist das entscheidende Kriterium für ausreichend Schlaf, dass man sich tagsüber frisch und ausgeruht fühlt. Wer sich dagegen auf eine bestimmte Schlafdauer versteift, setzt sich nur selbst unter Druck und schafft so die Bedingungen für schlechten Schlaf.
Nach Ansicht der Experten kommt es beim Schlaf auch nicht so sehr auf die Quantität, sondern vielmehr auf die Qualität an. Denn nur guter Schlaf ist auch erholsam. Als ausschlaggebend dafür gilt der Anteil an sogenanntem Tiefschlaf, da in dieser Phase die lebenswichtigen Regenerationsvorgänge in Körper und Geist ablaufen. Zu einem solch guten Schlaf können wir selbst Etliches beitragen, wie die Schlafforscher betonen. Das beginnt demnach damit, rechtzeitig am Abend die Arbeit am Computer zu beenden, weil das Licht des Monitors die Bildung des Schlafhormons Melatonin hemmt.
Zudem sollte man wenigstens drei Stunden vor dem Schlafengehen keine üppigen Mahlzeiten mehr zu sich nehmen sowie insbesondere auf stark gewürzte und zuckerhaltige Speisen verzichten. Auch der Zigaretten- und Alkoholkonsum vor dem Schlafen werden am besten eingeschränkt. Der Genuss von Koffein in Kaffee oder Cola kann empfindliche Menschen zudem eher auf eine turbulente, denn eine geruhsame Nacht einstellen. Darüber hinaus raten Schlafexperten, das Bett tatsächlich nur zum Schlafen und – ja natürlich – zum Sex zu benutzen. Denn die Schlafstätte soll demnach kein alternativer Ort für Alltagsaktivitäten wie fernsehen, essen oder Computer spielen sein, weil der Körper sonst angeblich vergisst, dass das Bett eigentlich zum Schlafen da ist. In dem Sinne: Ruhen Sie wohl!