Zur Jahrhundertwende hieß es unter Berlinern im Streit gern mal: „Sie müssen wohl mal nach Pankow.“ Übersetzt: „Sie sollten mal zum Psychiater.“ Pankow war schließlich Ausflugs- und Erholungsort.
So gab es gleich mehrere Nervenheilanstalten. Neben Prof. Emanuel Mendel praktizierte auch der jüdische Allgemeinmediziner Julius Fischer. Fischer der selbst erst in der Breite Straße 4 wohnte ließ 1902 das Haus Breite Straße 8 bis 9 bauen.
Auf zwei gemauerte Geschosse wurde eine Fachwerketage mit Spitzsatteldach gesetzt. Gekrönt war das Gesamtensemble mit einem auf einer an der Giebelecke ausgeklinkten Konsole sitzenden Fachwerktürmchen. Zur Blütezeit Pankows in den 20er Jahren prägte der Fachwerkturm das gesamte Straßenbild der Kreuzung Breite und Berliner Straße.
Der Name Fischer Haus geht im wesentlichen auf Frieda Fischer und ihre beiden erwachsenen Söhne zurück. Sie wurden als Juden unter den Nationalsozialisten bereits mit dem zweiten Transport aus Berlin deportiert.
Im Jahr 2015 wurde vor dem Haus Breite Straße 8 ein Stolperstein für Frida Fischer verlegt. Zu DDR Zeiten gehörte die Breite Straße zur Protokollstrecke für Staatsgäste. Ende der 60er Jahre wurde der Turm abgebaut und das Fachwerk überputzt.
Das Haus sah schon Staastsgäste wie Tito, Ghandi, Fidel Castro, Crustschow und und und. Seit 1968 residierte in der ersten Etage das Militärpolitische Kabinett Pankow mit einem Rekrutierungsbüro der Nationalen Volksarmee.
Heute sitzt die Galerie Pankow im ersten Obergeschoss. Seit 2016 wird das Haus erneut umgebaut. Das Spitzdach wurde entfernt, um noch zwei Etagen aufstocken zu können.
Autor: Christian Bormann, 24.02.2017
red. Bearbeitung: Martina Krüger, 24.02.2017
Bilder: Christian Bormann, historische Postkartenmotive