Die Gurke, der nährstoffreiche Frischespender

Warum nur hat ein so gesundes, erfrischendes und dem Körper wohltuendes Gewächs wie die Gurke in der Umgangssprache eine so abwertende, geringschätzige Bedeutung? Als „Gurkentruppe“ wird ein schlechtes (Sport-)Team bezeichnet. Auch ein einzelner Mensch kann mit der Aussage „Das ist vielleicht eine Gurke“ verächtlich gemacht werden. Wenn von einer „Gurkenveranstaltung“ die Rede ist, bedeutet das gleichfalls Kritik. Und der Begriff „Rumgurken“ gilt als Synonym für Plan- und Orientierungslosigkeit bzw. auch Unentschlossenheit.

Dabei kann die Gurke mit einem maßgeblichen Gehalt an Inhaltsstoffen punkten, deren gesundheitsfördernde Wirkung beachtlich ist: Neben den Mineralien Kalzium, Eisen, Kalium, Magnesium und Zink enthalten Gurken ebenfalls die Vitamine A, B, C, E und K. Deshalb werden die Gewächse, die zur Familie der Kürbisgewächse gehören, auch schon seit Jahrhunderten zur Behandlung etwa von Nieren- und Blasenbeschwerden, gegen Verstopfung oder Rheuma- und Gichtschmerzen eingesetzt. Nachgewiesenermaßen schwemmt die Gurkenflüssigkeit zudem Giftstoffe aus dem Körper, speziell dem Darm, und stärkt das Immunsystem.

Da Gurken zu rund 96 Prozent aus Wasser bestehen, eignen sie sich gleichermaßen als Durstlöscher an warmen Tagen wie als Schönheitsmittel, um die Haut zu erfrischen. Und mit einer Energiedichte von nur 12 Kilokalorien pro 100 Gramm stellen sie ein ideales Nahrungsmittel für Kalorienbewusste dar bzw. Menschen, die abnehmen wollen.

Wo die Gurke ursprünglich herkommt, lässt sich bis heute nicht zweifelsfrei bestimmen. Als ihre Heimat werden Indien oder Afrika genannt. Bekannt ist dagegen, dass bereits die Griechen und Römer die Pflanze schätzten. Von dem römischen Kaiser Tiberius etwa, der von 14 bis 37 nach Christus in der Stadt am Tiber herrschte, wird berichtet, dass er geradezu süchtig nach Gurken gewesen sein soll. Überlieferungen zufolge verlangte Tiberius, der eigentlich durch ganz andere Ausschweifungen von sich reden machte, täglich nach Gurke auf seinem Speiseplan. Dadurch sahen sich seine Palastgärtner gezwungen, quasi das Gewächshaus zu erfinden: Sie zogen die Gurken in fahrbaren Gemüsebeeten, die bei sonnigem Wetter nach draußen und bei schlechter Witterung hinter Glaswände gefahren wurden. Aus diesen Treibkästen konnten sie den launischen Kaiser auch auf Feldzügen mit seinen täglichen Gurken versorgen.

Nach Europa gelangte die Gurke dann im Mittelalter. Im 16. Jahrhundert findet sich ihr deutscher Name erstmals in Schriften. Seit dem 19. Jahrhundert wird das Kürbisgewächs auch im Norden Europas angebaut. Das wahrscheinlich bekannteste, wenn auch nur zweitgrößte deutsche Gurkenrevier – und das ist keinesfalls abwertend gemeint – befindet sich in Brandenburg: der Spreewald. Dort wurden im vergangenen Jahr nach Angaben des Spreewaldvereins von rund 500 Hektar etwa 35.000 Tonnen Einlegegurken geerntet. Die berühmten „Spreewälder Gurken“ sind seit 1999 EU-weit als Begriff geschützt. Noch größere Gurkenanbauflächen als dort finden sich hierzulande nur in Bayern.

Angesichts ihrer vielen Pluspunkte sollte die Gurke eigentlich besser beleumundet sein, als sie es im Sprachgebrauch häufig ist. Dann bekäme vielleicht auch der Begriff „Rumgurken“ eine positive Bedeutung: im Sinne von sich etwas Gutes tun.

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