Leserbrief: Stauf´s Kolumne im Januar

Sehr geehrte Frau Harms,
obwohl Sie in Ihrer „Dorfzeitung“ aufführen, dass „die Redaktion nicht für den Inhalt der unterzeichneten Artikel verantwortlich ist“, so sind Sie es als Geschäftsführerin und einzige Redakteurin natürlich dennoch. So haben Sie in der aktuellen Ausgabe Ihres Blattes einem gewissen Ulrich Stauf in „Stauf’s Kolumne“ (was man ünbrigens im Deutschen ohne Apostroph schreibt) ein Podium für plattesten, ekelhaften Israelhass und Antisemitismus geboten. Lesen Sie als Verantwortliche die Artikel, die Sie erhalten, nicht gegen?
Es ist die klassische Argumentation von Antisemiten, erst eine Aussage zu loben, um sie dann ins (antisemitische) Gegenteil zu verkehren. So geschehen mit der Aussage von Innenminister de Maizière, der auf die besondere Verbundenheit Deutschlands mit Israel verweist. Dasselbe gilt für Staufs weitere, widerliche Argumentation, dass gerade wir Deutschen die besondere Pflicht hätten, Israel auf seine (angeblichen und tatsächlichen) Menschenrechtsverletzungen hinzuweisen? Warum gerade wir? Weil wir bis 1945 die Juden in die Gaskammern geschickt haben, dürfen wir heute umso heftiger ihre Nachfahren kritisieren?
Auch der Ausdruck „hündische Ergebenheit gegenüber der israelischen Außenpolitik“ (nebenbei bemerkt: wieso AUßENpolitik?) ist ein klassisch-antisemitischer Topos: der Deutsche muss sich dem Juden wie ein Hund unterwerfen.
Die antisemitische Krönung setzt Herr Stauf dem Ganzen auf, indem er wieder die Themen Holocaust und heutige Politik Israels vermischt und auf das angeblich „feige“ Zurückweichen von uns Deutschen gegenüber den (jüdischen) Israelis verweist. Wieder muss sich der gute Deutsche dem bösen Juden unterwerfen.
Offensichtlich geht es Herrn Stauf in keiner Weise um eine sachliche, fundierte Auseinandersetzung mit dem Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern, sondern er nutzt seine Kolumne in Ihrer Zeitung für seine antisemtische Polemik. Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum gerade wir Deutschen so vom Nahostkonflikt besessen sind? Könnte es vielleicht sein, dass er für manche Zeitgenossen ein willkommener Anlass ist, von der deutschen Schuld vor 73 Jahren abzulenken, indem man auf die heutigen (angeblichen) Verbrechen des jüdischen Staates verweist?
Sehr geehrte Frau Harms, ich finde, der aktuelle Artikel von Herrn Stauf sollte Anlass für Sie sein, die Zusammenarbeit mit ihm zu beenden. Oder wollen Sie weiterhin einem Antisemiten ein Podium bieten?
Ich biete Ihnen (als echter Experte bei diesen Themen) an, eine Gegendarstellung zu Herrn Stauf zu schreiben oder Sie drucken die inhaltlichen Teile meines Schriebens in Ihrer nächsten Ausgabe ab.
Vielen Dank für Ihre Bemühungen!
Mit freundlichen Grüßen
Simon Riehle

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1 Kommentar

    • Ulrich Stauf auf 16. Januar 2018 bei 11:18

    Sehr geehrter Herr Riehle,

    erlauben Sie mir bitte zunächst die Fragen:
    Können Sie eigentlich noch etwas anderes, als nur in Schubladendimensionen denken?
    Können Sie einfache Texte mit den zugrunde liegenden Gedanken nicht verstehen und stattdessen über andere, Ihnen völlig unbekannte Menschen nur beleidigende und der Wahrheit widersprechende Behauptungen aufstellen und Urteile fällen?

    Was bitte ist daran antisemitisch, wenn ich sage, dass wir Deutsche aufgrund unserer Geschichte die unbedingte Pflicht haben, auf Unrecht in der Welt hinzuweisen und im Zusammenhang mit de Maizières Äußerung zuerst auf Israel zeige? Und was ist daran antisemitisch, wenn ich – zwischen den Zeilen gesagt – sehr gerne die Erinnerungskultur in eine Anklagekultur des derzeitig begangenen Unrechts in der Welt umgewandelt sähe?

    Und was ist antisemitisch daran, wenn ich mich gegen die so oft erwähnte „deutsche Schuld vor 73 Jahren“ wende? Habe ich etwas mit den Verbrechen der Nazis zu tun? Haben jüngere Generationen damit etwas zu tun? Haben meine Eltern etwas damit zu tun? Nein, Nein und nochmals Nein! Die einzigen, die etwas damit zu tun haben, sind meistens schon verstorben und wurden viel zu spät zur Verantwortung gezogen. Da sollten Sie mal nach Antisemitismus forschen, warum das so geschehen ist!

    Ist Ihnen eigentlich klar, wozu dieses laufende Vorwerfen von den Sünden vergangener Generationen schon geführt hat? Bei beiden Weltkriegen spielte die „Erbfeindschaft“ zu Frankreich eine nicht zu unterschätzende Rolle. So etwas kann doch nicht gewollt sein, oder? Kennen Sie Finkelsteins Holocaustindustrie? Trägt die in diesem Buch beschriebene Praxis zu einer Versöhnung zwischen Deutschen und Juden auf gleicher Augenhöhe etwa bei?

    Herr Riehle, bitte was wollen Sie denn?

    Und noch etwas: Wenn Sie schon die Rechtschreibung in der Bezeichnung meiner Kolumne kritisieren, dann sollten wenigstens Sie fehlerfrei schreiben. Sie kennen den Spruch mit demjenigen, der im Glashaus sitzt … .

    Auch wenn ich in Ihren Augen ein Antisemit bin, wäre ich dennoch an einem gegenseitigen Gedankenaustausch interessiert. Vielleicht lässt sich da einiges klären, was hier in den sprichwörtlichen falschen Hals geraten ist.

    Mit freundlichen Grüßen

    Ulrich Stauf

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